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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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unentwegt zu sagen, was ihnen am Herzen liegt. Wo das Handwerk versagt, überbrückt die Theaterbesessenheit Ernst Lothars konven tionelle Inszenierungsmomente. Das geistige Kolossalgebäude Hebbels erscheint ganz klar aufgerichtet, kalt brennt das Feuer seiner Sprache. Ernst Lothar leistete ergiebige dramatur gische Vorarbeit[,] und die geistige Autorität des Dramaturgen half dann dem Regisseur zum Erfolg eines Abends, der »Agnes Bernauer« rehabilitierte.210 Der Erfolg dieser Inszenierung brachte neue Aufträge für Lothar, so die Bear- beitung von Shakespeares Tragödie Othello 211 und von »Ibsens Riesendrama ›Kaiser und Galiläer‹ für einen Abend und eine Neufassung von Anzengrubers ›Viertem Gebot‹« 212. Parallel zu diesem beruf ichen Umbruch fanden in Lothars Privatleben ein- schneidende Veränderungen statt. Seine Ehe mit Mary stand vor dem Aus, das Paar hatte sich auseinandergelebt. Ein Grund dafür war die 37-jährige Adri- enne Geiringer, die Lothar bereits seit 1911 kannte. Nach Lothars Hochzeit ging Adrienne, die sich als Schauspielerin den Künstlernamen Gessner gab, zwar an das Brünner Theater, nach München und Stuttgart, doch der Kontakt zwischen ihr und dem verheirateten Mann riss nie ganz ab. Als ein Engagement die Schauspielerin 1919 nach Wien zurückführte, wurde die Verbindung zusehends intensiver. Lothar nahm seine Töchter mit zu Vorstellungen, in denen Adrienne auftrat – nachdem sie zunächst am Raimund- Theater gearbeitet hatte, war sie nun am Theater in der Josefstadt engagiert. Die Kinder kannten die Geliebte des Vaters, titulierten sie als »Tante«, war sie doch als Bekannte Marys oft zu Gast im Hause Lothars. Schließ lich einigten sich Lothar und seine Frau »nach vergeb lich vorgenommenem Versöhnungsversuch« auf die Scheidung, die am 21. April 1933 im Wiener Bezirksgericht Landstraße vollzogen wurde. Mary bekam das Sorgerecht für die Kinder zugesprochen, Lothar verpfichtete sich, beginnend mit dem 1. Mai 1933, an seine Exfrau 300 Schilling pro Monat für den Unterhalt der Kinder zu zahlen.213 Fast auf den Tag einen Monat darauf, am 22. Mai 1933, heirateten Ernst Lothar und Adrienne Gessner,214 Trauzeugen 210 Siegfried Geyer: Burgtheater und Scala. In: Wiener Sonn- und Montags- Zeitung, 18. 2. 1935, S. 8. 211 Vgl. Neues Wiener Tagblatt, 13. 8. 1935, S. 8. 212 Brünner Tagesbote, 15. 8. 1935, S. 6. 213 Vgl. Scheidungsurkunde von Ernst Lothar und Mary Helene, geb. Sachs des Renaudes. 21. April 1933. WBR, ZPH 922a. 214 Vgl. Eheschein von Ernst Lothar und Adrienne Geiringer, 29. Mai 1933. a. a. O. – Lothar behauptete, dass er Adrienne schon viel früher geheiratet hätte, wäre er nicht gezwungen »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 95 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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