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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Die Essaysammlung wurde freund lich besprochen,107 etwa von Oskar Maurus Fontana, der ihren Verfasser in der Nachfolge der Wiener Feuilletonisten Speidel und Kürnberger sieht,108 woraufhin Lothar sich für die »schöne Beurteilung [s]einer kleinen Aufsätze« bedankte und meinte: »Was der Theaterdirektor schlecht macht, versucht der Schriftsteller zu verbessern – das Wahre ist eben doch das Schreiben!« 109 1937 bearbeitete der Theaterdirektor Lothar für seinen Festspielzyklus in der Josefstadt Grillparzers Drama Die Jüdin von Toledo, die im Burgtheater zuletzt 1888 mit Josef Kainz als König Alfonso gespielt und seitdem nur im Deutschen Volkstheater 1923 mit Alexander Moissi in der Hauptrolle aufgeführt worden war. Er griff dafür auf die bei Cotta erschienene Erstausgabe aus dem Jahre 1872 zurück und stützte sich auf Tagebücher des Dichters und das Souffierbuch von Kainz.110 Lothars Bearbeitung der Jüdin von Toledo ist keine Strichfassung, son- dern genau genommen eine eigene Spielvorlage bzw. Umdichtung, wie auch das im Archiv des Theaters in der Josefstadt erhaltene Souffierbuch belegt.111 Auch wenn die Grillparzer- Aufführungen vielfach als Teil der kulturpoliti- schen Maßnahmen zur Verankerung eines ständestaat lichen Na tionalbewusst- seins angesehen wurden, indem postuliert wurde, sie zeigten »die österreichische Seele« und huldigten dem »österreichischen Geist«, war Die Jüdin von Toledo für diese Vorgaben nicht unbedingt geeignet. Ernst Lothar verfügte aber, da er das Regime nie direkt angegriffen hatte, sondern sich vielmehr mit Teilen der politischen Führungsspitze auch persön lich gut verstand und sein Theater ja als Privatbühne geführt wurde, wohl über einen gewissen inhalt lichen und künstle- rischen Spielraum. So konnte er sich in seiner Inszenierung der Jüdin von Toledo 1937 »eindeutig gegen das immer judenfeind licher werdende Klima in Österreich wenden« 112. Ein starkes Bekenntnis zum Judentum war im Februar 1937 politisch 107 Vgl. etwa Karpathen- Post, 11. 9. 1937, S. 6; E. R. [d. i. Erwin Rieger]: »Nähe und Ferne«. In: Neue Freie Presse, 1. 8. 1937, S. 24 f.; R. H–r.: »Nähe und Ferne.« Von Ernst Lothar. Verlag Rudolf M. Rohrer. Brünn- Wien, 8 Schilling. In: Wiener Zeitung, 19. 7. 1937, S. 6 f. 108 Oskar Maurus Fontana: Wiener Feuilletons. Ernst Lothar: »Nähe und Ferne.« Verlag Rudolf M. Rohrer, Brünn, Wien. In: Neues Wiener Tagblatt, 20. 6. 1937, S. 27. 109 Brief von EL an Oskar Maurus Fontana. Wien, 21. Juni 1937. WBR, H. I. N. 201192. 110 Helmuth Waldner: Das Theater in der Josefstadt von Lothar bis Steinböck, S. 20. 111 Vgl. dazu Nicole Metzger: Zur Aufführungsgeschichte von Grillparzers »Die Jüdin von Toledo«, S. 108 f. 112 Evelyn Deutsch- Schreiner: Franz Grillparzer und eine »Österreichische Na tionaldramatur- gie«, S. 192. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt118 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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