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Frauen in New York im Januar 1938 im Raimund-
Theater gastieren könne –,148
er beschloss also, das Gastspiel des Josefstädter Ensembles zu verlängern und
eventuell auch Gorkis Nachtasyl hier spielen zu lassen.149
Am 25. Januar verhandelten Lothar und Gyimes intensiv über die Mög-
lichkeit, das Raimund-
Theater in der kommenden Saison als »große Bühne
des Theaters in der Josefstadt« zu führen. Ernst Lothar sprach darüber auch
mit Vertretern des Raimund-
Theater-
Vereins, um die finanziellen und juristi-
schen Voraussetzungen dieses Projekts zu erfüllen: Gyimes wollte die Direk tion
nur dann längerfristig übernehmen, wenn das Raimund-
Theater als ständige
Gastspielbühne des Thea ters in der Josefstadt unter der künstlerischen Leitung
Ernst Lothars geführt würde.150 Er selbst würde die administrativen Aufgaben
der Direk tion übernehmen. Lothar sollte mit einem Teil seines Ensembles
Klassiker, Volks stücke und klas sische Operetten in Neuinszenierung zu leist-
baren Preisen ( zwischen 50 Groschen und sechs Schilling) herausbringen, um
den Theaterbesuch für breitere Schichten erschwing lich zu machen.151 Ende
Februar wurden die Verhandlungen als »sta tionär« bezeichnet.152 Kurz vor
der Machtübernahme durch die Na tionalsozialisten verhandelte Lothar auch
»mit Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg […] über die Bundestheaterdirek-
tion« 153, doch diese Besprechungen kamen aufgrund der politischen Lage über
ein Anfangsstadium nicht hinaus.
Am 4. März 1938 wurde Lothars Direk tionsvertrag für das Theater in der
Josefstadt um weitere fünf Jahre, bis 1943, verlängert.154 Am 6. März 1938 notierte
Lothar: »Das Raimundtheater könnte ich also, wenn ich wollte, für die nächste
Saison haben. Ich zögere aber, weil ich Angst habe, daß damit in ein polit[isches]
Wespennest gestochen wird, aus dem kein Kurti 155 (der nicht mehr da sein wird)
148 Vgl. Neue Freie Presse, 28. 12. 1937, S. 9 sowie 30. 12. 1937, S. 10.
149 Vgl. Neues Wiener Journal, 23. 1. 1938, S. 25 f., hier S. 26.
150 Ebd., 26. 1. 1938, S. 10.
151 Neue Freie Presse, 28. 1. 1938, S. 8.
152 Vgl. Neues Wiener Journal, 26. 2. 1938, S. 10.
153 Ernst Haeusserman: Das Wiener Burgtheater, S. 133. – Friedbert Aspetsberger schreibt in
Übereinstimmung mit Lothars Autobiographie (Das Wunder des Überlebens, S. 99), dass das
Theater in der Josefstadt mit Zustimmung Schuschniggs dem Burgtheater als Kammerbühne
angegliedert werden sollte. Friedbert Aspetsberger: Literarisches Leben im Austrofaschismus,
S. 101.
154 Neue Freie Presse, 4. 3. 1938, S. 9; Neues Wiener Journal, 4. 3. 1938, S. 10; Reichspost, 4. 3. 1938,
S. 10.
155 Gemeint ist Kurt Schuschnigg (1897 – 1977).
1935 – 1938: Theater in der Josefstadt 125
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478