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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Vertreter der na tionalsozialistischen Zelle seines Theaters zu erkennen. Lothar teilte ihnen seinen Entschluss mit, die Direk tion mit sofortiger Wirkung nie- derzulegen.169 Sie nahmen ihm das Versprechen ab, für die Zeit des Übergangs zu bleiben, es würde ihm nichts geschehen. Lothar kontaktierte seinen in der Schweiz lebenden Bruder Hans und informierte ihn über sein Kommen, doch noch am selben Abend wurde ihm der Pass abgenommen. Am 13. März ver- anlasste Lothar, dass Hansis Erbteil an Hans überwiesen wurde. Auch gelang es ihm mit Hilfe seiner Sekretärin, der Parteigenossin Josefine Holmann, und eines Mittelsmannes, seinen Pass für 25.000 Schilling zurückzubekommen.170 Nach eigenen Angaben war Lothar, nachdem er auch für eine Ausreiseerlaubnis hatte bezahlen müssen, mittellos. Er holte sich noch eine Bescheinigung des Bühnenvereins (Ring österreichischer Bühnenkünstler) ab, wonach er seinen Verpfichtungen pünkt lich nachgekommen sei und das Theater in der Josefstadt fast in die schwarzen Zahlen gebracht habe.171 Ernst Lothar schreibt in seiner 169 So freiwillig, wie er in seiner Autobiographie (Das Wunder des Überlebens, S. 109) schreibt, traf Lothar seine Entscheidung wohl nicht. In einem Dokument bezüg lich der Beanspruchung von Entschädigung für eine Kau tion über 120.000 Schilling für die Theaterdirek tionszeit beim Ring österreichischer Bühnenkünstler hält er fest, dass »die Beendigung [s]einer Direk- tionsführung unter Zwang geschah« (ÖSTA, AdR, Abgeltungsfonds, Lothar- Müller, Ernst). 170 EL: Das Wunder des Überlebens, S. 112. An anderer Stelle spricht Lothar von 53.000 Schil- ling. Aktenvermerk, 17. September 1962. ÖStA, AdR/06, Hilfsfonds, Kt. 1654, AZ 6548/1R: Müller, Ernst Lothar, fol. 20. In dem in New York bei H. W. Wilson erscheinenden Current biography yearbook aus dem Jahr 1948 heißt es auf Seite 394, dass Lothar mit einem falschen Pass in die Schweiz floh. 171 Attila Hörbiger hatte Lothar geholfen, die Bescheinigung des Bühnenvereins zu bekommen (vgl. EL: Das Wunder des Überlebens, S. 112). Robert Valberg war kommissarischer Leiter der Schauspielergewerkschaft und später Landesleiter der Reichstheaterkammer in Wien. 1945 schreibt Valberg über seine damalige Funk tion im Bühnenverein: »Bald wurde mir klar, dass ich diese Stellung, die eine rein gewerkschaft liche und keine parteipolitische war und [die] ich ehrenamt lich versah […], nur halten könne, wenn ich der NSDAP beitrete, was ich schlie[ß]lich g[e]tan habe. In dieser meiner Dienststellung habe ich eigenmächtig jüdischen Kollegen und Thea terdirektoren durch Ausstellung von Schutzbriefen und Grenzübertrittscheinen zur unbehelligten Ausreise verholfen. Diese Tatsachen sind in der Theaterwelt bekannt und ich kann nur einzelne, in meiner Erinnerung haftende Fälle anführen: Direktor Arthur Hellmer ( Theater a. d. Wien), Hofrat Dr. Ernst Lothar, Regisseur Prof. Paul Kalbeck, Dramaturg Johannes Reich (alle Theater i. d. Josefstadt), Karl Farkas, Oskar Karlweis u. v. a.« Abschrift (vom 31. Jänner 1946) eines 29-seitigen Konzessionsansuchens für das Bürgertheater für die Spielzeit 1946/47 von Robert Valberg (vom 23. Dezember 1945), bei der Polizei eingelangt am 18. Februar 1946. Valberg, Robert, div. Akte 1946; 1949 (»Bürgertheater«). Schachtel: Theater/12. Bundespolizeidirek tion Wien, Referat 7: Bibliothek und Archiv. – An dieser Stelle möchte ich mich bei Michael Winter vom Archiv der BPD Wien bedanken sowie 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt 129 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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