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Insgesamt waren um die 150.000 Ă–sterreicherinnen und Ă–sterreicher in
diesen Tagen zur Flucht gezwungen. Schon die erste Verhaftungswelle im
März umfasste mehr als 70.000 Personen,191 darunter Hermann Broch.192 Alfred
GrĂĽnwald und Egon Friedell begingen Selbstmord, Raoul Auernheimer und
Jura Soyfer wurden in »Konzentra tionslager« verschleppt. Anderen, etwa Alfred
Polgar und Carl Zuckmayer, gelang ebenso wie Ernst Lothar rechtzeitig die
Flucht. Zwischen März 1938 und November 1941 verließen rund zwei Drittel
der im März 1938 in Wien ansässigen jüdischen Bevölkerung ihre Heimat. Die
Gefohenen verteilten sich auf 89 Staaten. Innerhalb Europas verblieben mehr
als 69.000 Personen, rund 16.000 Ă–sterreicher fielen innerhalb der Aufnahme-
länder der NS-Vernichtungsmaschinerie zum Opfer.193
Robert Valbergs Direk
tion aber war nicht von Dauer, am 31. Mai 1938 ging das
Theater in der Josefstadt in die Sommerpause, im Oktober des Jahres ĂĽbernahm
Max Reinhardts ehemaliger Regieassistent Heinz Hilpert die von Goebbels als
»KZ auf Urlaub« eingestufte Bühne und führte sie als Filialbühne des Deut-
schen Theaters in Berlin. Während seiner Direk
tionszeit wurde »kein einziges
na tionalsozialistisches Drama in der Josefstadt aufgeführt«.194
191 Manfred Durzak (Hg.): Die deutsche Exilliteratur 1933 – 1945, S. 60.
192 Hermann Broch: Briefe – Dokumente und Kommentare zu Leben und Werk, S. 502.
193 Johannes Feichtinger: Zur Migra
tion, Akkultura tion und Identität österreichischer Intellek-
tueller und Wissenschaftler 1900 – 1945, S. 15.
194 Anton Bauer: Das Theater in der Josefstadt zu Wien, S. 179.
1935 – 1938: Theater in der
Josefstadt134
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar HeiĂźler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478