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Ein solcher Spielplan und ein solches ständiges Ensemble würden die Mög-
lichkeit schaffen, »bisher unbekannte Dramatiker zu entdecken und jungen
begabten Schauspielern den Weg zur Bühne zu öffnen«. Gerade weil Wert auf die
»Entdeckung, Erziehung und Heranbildung neuer Talente« gelegt würde, sollte
das Unternehmen im Zusammenhang mit einer Universität begründet werden:
Wir wünschen den am Theater interessierten und dafür qualifizierten Studenten nicht
nur die Theorie, sondern auch die Praxis des Theaters vor Augen zu führen […]. […]
Wir […] würden durch – nach neuem System zusammengestellte – theoretische Vor-
träge; durch Zutritt zu unseren Proben und Dekora tionswerkstätten; durch praktische
Anleitung der Studenten bei den von ihnen selbst veranstalteten Universitätsauf-
führungen; schließ lich aber auch durch Verwendung einzelner besonders begabter
Studenten auf unserer eigenen Bühne die notwendige harmonische Verbindung von
Theorie und Praxis gewähren.145
Auch würden die Studenten nach Beendigung der regulären Spielzeit der Bühne
bei den von Ende April bis Anfang Juni stattfindenden Festspielen für »Massen-
szenen, Hilfsregie und Organisa
tionsaufgaben« herangezogen. Dieses Princeton-
Festival solle dieselbe interna tionale Geltung wie die Salzburger Festspiele
er
reichen (bzw. »das Erbe der durch Hitler um ihr Niveau gebrachten Salzburger
Festspiele« 146 antreten), dementsprechend wurde neben Theateraufführungen,
die von einem eigens für die Festspiele zusammengestellten Ensemble bestrit-
ten würden, auch an Opernaufführungen und Konzerte unter der Leitung von
Toscanini, Walter und Stokowski gedacht.
Ein Komitee unter dem Vorsitz von Professor Hoyt Hopewell Hudson begut-
achtete Ernst Lothars Plan, war jedoch einhellig der Meinung, dass er in der
Form nicht durchführbar sei. Es regte aber an, Lothar nach Princeton einzuladen,
damit er sein Vorhaben näher erläutere.147 Thomas Mann legte Lothar nahe, den
gewünschten Vortrag zu halten, den Theaterplan zu präzisieren sowie Missver-
ständnisse auszuräumen.148 Unklar ist, ob Lothar dieser Empfehlung nachkam;
fest steht aber, dass aus den Lothar- Festspielen in Princeton nichts wurde.
Ernst Lothars Eng
lischkenntnisse waren zu diesem Zeitpunkt noch relativ
bescheiden, fragte sich doch der Dekan der Universität, ob sie für den gewünschten
145 Ebd., S. 6 f.
146 Ebd., S. 9.
147 Vgl. Brief von Christian Gauss an Thomas Mann. Princeton, 23. Februar 1940. WBR, ZPH 922a.
148 Vgl. Brief von Thomas Mann an EL. Princeton, 6. März 1940. a. a. O. 1938 – 1946:
Exil166
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478