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Auch bei einer Gedenkveranstaltung zu Ehren Arthur Schnitzlers war Lothar
als Redner ausgewählt worden.398 Die literarische Gruppe des New World Club
(vormals German Jewish Club), der die Exilzeitung Aufbau publizierte, veranstal-
tete eine Schnitzler-
Feier, bei der dessen Sohn Heinrich Passagen aus Lieutenant
Gustl und Professor Bernhardi sowie aus zwei Werken aus dem Nachlass (Halb
zwei, Spaziergang) vorlas. Lothar hielt den Einführungsvortrag zu diesem Abend,
in dem er kurz an seine 1931 vom Wiener Rundfunk übertragene Totenrede erin-
nerte und von einem Treffen der Regierung mit dem Gesamtverband schaffender
Künstler Österreichs erzählte, bei dem auch Schnitzler anwesend gewesen war.399
Neben seinen Würdigungen bereits verstorbener Weggefährten und Kolle-
gen setzte sich Lothar auch für die noch lebenden ein. Sein besonderes Augen-
merk lag hier auf Ludwig Ullmann, Alfred Polgar und Raoul Auernheimer.400
Für die Schauspielerin und Theaterregisseurin Maria Fein machte Lothar sich
ebenfalls stark.401
Als er die Stelle am Colorado College antrat, legte er beim Rektor Charlie
B. Hershey ein gutes Wort für Auernheimer ein. Lothar wollte es ihm ermög-
lichen, während seines Besuchs in Colorado im November 1941 einen Vortrag zu
halten. Allerdings nahm Hershey diese Offerte nicht an. Dennoch war Lothar
auch im darauffolgenden Herbst bemüht, Auernheimer als Dozent am College
unterzubringen sowie potenzielle Verleger für dessen Werke zu finden:
Raouls Zeilen sprechen für sich selbst. Seine hektischen Bemühungen sind traurig und
haben dennoch etwas Unwürdiges, das mich kränkt. Wenn jemand das Konzentra-
tionslager 402 überstehen konnte, sozusagen vorbestimmt von der Vorsehung, es zu
überstehen, dann sollte er, glaube ich, den Kampf mit den winzigen Mächten nicht
mehr überschätzen (wenn er nicht verhungern muss u. sogar bequem leben kann). Das
398 Aufbau, 23. 5. 1941, S. 14.
399 Vgl. EL: Zu Schnitzlers Geburtstag, 15. 5. 1941. WBR, ZPH 922a. Hierbei handelt es sich um
ein siebenseitiges Manuskript der Rede. Diese wurde in leicht veränderter Form im Aufbau
abgedruckt: EL: Worte zum Gedächtnis Arthur Schnitzlers. Gesprochen bei der Arthur-
Schnitzler-
Feier des New World Club. In: Aufbau, 6. 6. 1941, S. 8.
400 Vgl. Brief von Erzherzog Felix an EL. New York, 15. Juli 1940. WBR, ZPH 922a. Vgl. auch
Brief von AG an Heinrich Schnitzler. Wolfeboro, 12. Juli 1940. ÖTM, Nachlass Heinrich
Schnitzler. E 4812 Schn. 33/20/17.
401 Vgl. Brief von EL an Lotta Loeb (Emergency Rescue Committee). New York, 15. März 1941.
DNB, Deutsches Exilarchiv 1933 – 1935, Frankfurt am Main. EB 73/21.
402 In seiner Autobiographie schreibt Lothar, dass er 1946 erstmals die Bezeichnung »KZ« gehört
habe (EL: Das Wunder des Überlebens, S. 302). 1938 – 1946:
Exil214
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Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478