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Hierbei wurden allen Ausländern, die älter als 14 Jahre waren, Fingerabdrücke
abgenommen. Nach einer Registrierung erhielt jeder Einwanderer die »Alien
Registra tion Receipt Card«, die er immer bei sich tragen musste. Bei einem Ver-
stoß gegen dieses Gesetz war mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe zu rechnen,
man konnte aber auch seinen Arbeitsplatz verlieren oder deportiert werden. Ab
Mitte des Jahres 1941, endgültig dann aber Anfang 1942 wurden die Einwanderer
durch Zeitungsartikel und Aushänge darauf hingewiesen, dass sie sich erneut
bei den Behörden melden mussten:483
Das heutige Blättchen meldet, daß sich die Aliens alle wieder registrieren lassen
müssen u. Identitäts- Karten mit Photographien erhalten werden. […] – Komisch,
wie alles wiederkehrt. Den Weltkrieg habe ich in Wels verbracht, jetzt bin ich wieder
in Wels, stehe wieder vor den Schaufenster-
Telegrammen des Blättchens, schaue
mir wieder Provinz- Auslagen an u. erlebe dieselbe Atmosphäre mit veränderten
Vorzeichen.484
Am 26. Januar 1942 ließ das US-Justizministerium verlautbaren, dass jene, die bei
der Registrierung im Herbst 1940 als Staatsbürgerschaft »Austrian« und »Austro-
Hungarian« angegeben hatten, nicht mehr um ein »Certificate of Identifica-
tion« ansuchen müssten. Sie seien keine »enemy aliens«, da sie nicht freiwillig zu
deutschen Staatsbürgern geworden seien.485 Lothar war sich nicht mehr sicher,
ob er sich damals in New York als Österreicher deklariert hatte. Er wusste nur
noch, dass er bei dem Ausfüllen der Formulare zur Registrierung am 11. Sep-
tember 1939 den Text aus dem »first paper« abgeschrieben hatte.486 Dabei habe
er bei Geburtsland Tschechoslowakei, bei Na tionalität »without« angegeben.487
Lothar wandte sich diesbezüg
lich an die Austrian Ac tion, die ihn wissen ließ,
dass er in den Unterlagen der Alien Registra tion Division des Justizministeriums
als »Österreicher« geführt werde, somit nicht als »alien of enemy na
tionality«
registriert sei und sich daher auch nicht zwischen dem 9. und 28. Februar 1942
erneut bei den Behörden melden müsse.488
483 Vgl. Brief von EL an AG. o. O. [Colorado Springs], 1. August 1941. WBR, ZPH 922a.
484 Brief von EL an AG. Colorado Springs, 8. Januar 1942. a. a. O.
485 Vgl. Brief von EL an AG. o. O. [Colorado Springs], 25./26. Januar 1942. a. a. O.
486 Vgl. Brief von EL an AG. o. O. [Colorado Springs], 31. Januar 1942. a. a. O.
487 Brief von EL an AG. o. O. [Colorado Springs], 7. Februar 1942. a. a. O.
488 Vgl. Brief von Austrian Ac tion, Incorporated Free Austrian Movement an EL. New York,
19. Februar 1942; Brief von EL an AG. Colorado Springs, 24. Februar 1942. a. a. O.
Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 231
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478