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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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degrees‹. Vermut lich um den Wienern die Schönheiten der atonalen Musik noch näher zu bringen; sie verlangen ja nach nichts so wild wie nach Aaron Copland oder Samuel Barber.« 57 Ernst Lothar war jedenfalls bestrebt, Torberg ein anschau liches Bild dessen zu zeichnen, was ihn bei einer Rückkehr nach Österreich erwarte: Um es in wenigen Worten zusammenzufassen: Zuzug ist grundsätz lich unerwünscht. Man wird ihn vielleicht nicht gerade hindern, aber fördern wird man ihn gewiss nicht. War der Na tionalsozialismus die Verschwörung zur Austreibung des Talentes, so sind seine Nachfolger ein Provinzverein zur Verhütung der Rückkehr des Talentes. Die Klagenfurter und die Kremser wünschen unter sich zu bleiben, um nicht bekennen zu müssen, wie mittelmäßig sie sind. Das ist keine Vermutung, das habe ich nun an vielen Beispielen beweishaft erfahren. Zunächst einmal wissen die Klagenfurter und Kremser überhaupt nicht, wen sie vertrieben haben. Zum Beispiel: bei meinem ersten Zusammentreffen mit dem Bürgermeister von Wien, Herrn General Körner, einem aufrechten weißbärtigen alten Herrn, der zwischen den Worten altert, die er sagt, fand folgender Dialog statt: Der Bürgermeister: »Lothar, Lothar? Wo tu i Ihnen gleich hin?« Ich: »Ich war Direktor des Theaters in der Josefstadt.« Der Bürgermeister: »So? Josefstadt? Da hab ich gestern abend ein miserables Stück g’sehn. Aber dafür war ich heut früh bei etwas wirk lich sehr Gutem – einer Dörr- gemüseausspeisung.« Unquote. Als ich dem Präsidenten des Presseklubs, Herrn Doktor Glaser,58 nahelegte, dass eine Anzahl bedeutender Schriftsteller, deren Namen ich nannte, unter Umstän- den bereit wären, nach Wien zurückzukehren, erhielt ich zur Antwort: »Jeder kann zurückkommen.« Auf meine Erwiderung, dass es sich hier nicht um jeden, sondern um Männer handle, die in jedem Sinne Ausnahmen seien, wurde ich belehrt, dass vermied, ›die Lotharsche Hausmachtspolitik‹ fortzusetzen – soweit nicht amerikanische Theater- stücke direkt betroffen waren. Entnazifizierungsfragen hatte er überhaupt keine mehr zu klären« (Oliver Rathkolb: Politische Propaganda, S. 426). 57 Brief von EL an Friedrich Torberg. Wien, 22. November 1947. WBR, ZPH 588. 58 Hugo Glaser, der von 1938 bis 1945 im Untergrund gelebt hatte, gründete 1945 in Wien den Österreichischen Presse- Club am Schubertring und die österreichisch- sowjetische Gesellschaft. Vgl. dazu Sandra Paweronschitz: Zwischen Anspruch und Anpassung. Journalisten und der Presseclub Concordia im Dritten Reich, S. 66. »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 253 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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