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Jahr verlängert.295 1956 teilte das amerikanische Konsulat in Wien Lothars Frau
mit, dass sie die amerikanische Staatsbürgerschaft nicht automatisch verliere,
nur weil ihr Mann die österreichische wieder erworben habe.296 Adrienne
legte die amerikanische Staatsbürgerschaft im August 1958 nieder,297 im Juni
1959 wurde der Verlust offiziell.
Als am 15. Mai 1955 der Staatsvertrag unterzeichnet wurde, war auch der fast
65-jährige Ernst Lothar unter jenen, die sich vor dem Schloss Belvedere ein-
fanden: »[J]ener Tag im Belvedere, als Österreich frei wurde«, erschien ihm als
der Tag, dem seine Existenz galt:298
Mit antiösterreichischen Demonstra
tionen in meiner Geburtsstadt Brünn hatte sie
begonnen, die Zerreißung Österreichs war ihre Jugend, Österreichs Vergewaltigung
und Schädigung die Mitte, Zorn und Qual durch Österreich, Hoffnung auf Österreich
und Sehnsucht nach Österreich waren die Emigra
tion, Wiederkehr nach Österreich
das Alter gewesen. Alles andere blieb Beiwerk. […] Auf Österreich gründete es sich
oder stürzte, auf ein einziges Land, ob besser, ob schlechter als andere, blieb gleichgül-
tig.299 […] Ich hatte das große Land klein werden und verschwinden gesehen, beides
war mein unvergeß licher Schmerz. Jetzt sah ich das verschwundene wiedererstehen.
Es war das reinste Glück meines Lebens.300
Am 16. August 1955, drei Monate nach Unterzeichnung des österreichischen
Staatsvertrags, wurde Ernst Lothar und Adrienne Gessner die österreichische
Staatsbürgerschaft verliehen.
295 Vgl. Brief von EL an AG. Wien, 16. Juni 1954. WBR, ZPH 922a.
296 Brief von Howard B. Crotinger an AG. Wien, 23. Oktober 1956. WBR, ZPH 922a. Ganz
freiwillig dürfte Lothar seine US-Staatsbürgerschaft nicht aufgegeben haben (vgl. Brief von
EL an AG. Wien, 23. Mai 1964. a. a. O.).
297 In Ernst Lothars Nachlass findet sich kein einziges Dokument, dem zu entnehmen ist, wann
er seine amerikanische Staatsbürgerschaft verloren oder zurückgelegt hat.
298 EL: Das Wunder des Überlebens, S. 438.
299 Ebd.
300 Ebd., S. 440.
»Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 291
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478