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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 343 -
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Partei und das Vorgehen gegen die Sozialdemokraten, weder die Errichtung eines autoritären Ständestaats noch die Februarkämpfe 1934 mit mehreren Hundert Toten werden in seinen Memoiren mit einem Wort erwähnt. Auch zum Schattendorfer Urteil und dem Justizpalastbrand bzw. der durch das Urteil ausgelösten Demonstra tion im Juli 1927 (Julirevolte), die die Polizei mit Waffengewalt auföste (fast 90 Tote, über 1000 Verwundete), äußerte sich Lothar nicht. Die sozialdemokratische Politikerin Marianne Pollak,51 Chefredakteurin der Wochenzeitschrift Die Frau, der Lothar ein Widmungsexemplar zukommen ließ,52 zeigte sich enttäuscht, dass ein Mensch von solchem »ethischen und geistigen Format« die Geschehnisse dieser Jahre übergehen konnte: Wahrer österrei chischer Patriotismus »dürfte nicht Grenzen ziehen, die gerade durch Schweigen besonders ausdrucksvoll werden«.53 Der Verein der Bibliothekare an Öffent lichen Büchereien empfiehlt in sei- nem Organ Bücherei und Bildung hingegen Das Wunder des Überlebens gerade als »Dokument unserer Zeit«, Lothars »Liebe zur Heimat und zur heimat- lichen Kultur« lasse ihn, »trotz allem, was er bei der ›Heimkehr‹ Österreichs von Österreichern erdulden mußte, zornig protestieren, wenn einer das braune Deutschland und das braune Österreich über einen Kamm schert« 54. Fritz Stiedry, den besonders Lothars »Herzensstellung zu Österreich« interessierte, weil ihm persön lich »dies Land so widerwärtig und schwierig« sei, dass »keine Macht der Welt« ihn »veranlassen könnte[,] dort zu leben«, schrieb Lothar nach der Lektüre: »Kein Zweifel, trotzdem Du[’]s genau erkennst, liebst Du das Land, so wie eine Mutter ein Krüppel- Kind besonders zärt lich verwöhnt.« 55 Zu einem ähn lichen Schluss kommt auch das Theatermagazin Die Bühne: 51 Marianne Pollak (geb. Springer) war seit 1914 Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, von 1923 bis 1925 Sekretärin des sozialdemokratischen Politikers Friedrich Adler, arbeitete für Das Kleine Blatt und die Arbeiter- Zeitung, deren Chefredakteur ihr Mann Oscar war, und engagierte sich in Frauenbewegungen. 1935 flohen die Pollaks aus Wien nach Brüssel, Paris, Lissabon, London. Zurück in Österreich, zog Marianne Pollak 1945 für die SPÖ in den Na tionalrat ein, bis 1959 arbeitete sie als Abgeordnete. Vgl. Wolfgang R. Langenbucher (Hg.): Sensa tionen des Alltags, S. 416. 52 Sie hatte sich vor Jahren sehr positiv über seinen Engel mit der Posaune geäußert (Arbeiter- Zeitung, 26. 1. 1947, S. 3). 53 Vgl. Brief von Marianne Pollak an EL. Wien, 1. November 1960. WBR, ZPH 922a. 54 Bücherei und Bildung, 1 (1961), S. 302 f. 55 Brief von Fritz Stiedry an EL. Zürich, 3. November 1960. WBR, ZPH 922a. Panorama eines österreichischen Schicksals 343 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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