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Dafür kündigten die Zeitungen die »sensa
tionelle Uraufführung« eines Stücks
von Arthur Schnitzler für den Oktober 1969 im Theater in der Josefstadt an:
Es heißt »Das Wort«, stammt aus dem Nachlaß, ist nicht abgeschlossen und in der
erstmals veröffent
lichten Fassung aus unterschied lichen Versionen (von Schnitzler
wurden sie alle festgehalten) zusammengestellt.
Das Stück, das nun für die Josefstädter Uraufführung aus dem vorhandenen Material
neu geschrieben werden soll, wird Ernst Lothar »nach Arthur Schnitzler« verfassen.
Die Regie wird Ernst Haeusserman übernehmen […].175
Der S. Fischer Verlag hatte Schnitzlers Dramenfragment Das Wort 1966 aus
dem Nachlass des Dichters veröffent
licht,176 Lothar war mit der Theaterabtei-
lung des Verlags übereingekommen, es für die Bühne zu bearbeiten. Der ihm
angebotene Vertrag sah vor, dass der eingehende Nettoerlös – nach Abzug
von 20 Prozent, die dem Verlag zufielen – zwischen Lothar (60 Prozent) und
Heinrich Schnitzler (40 Prozent) aufgeteilt werden sollte. Dasselbe galt für eine
Verfilmung, Bearbeitung als Drehbuch, Fernsehfassung oder Hörspiel. Lothar
räumte bei Vertragsunterzeichnung dem Verlag das Aufführungsrecht an dem
von ihm geschaffenen Bühnenwerk ein. Der ihm vorgelegte Kontrakt enthielt
jedoch einen Passus, wonach die Vertragsbestimmungen nur dann in Kraft
treten würden, wenn der Verlag nach Vorlage des fertigen Werks in Abstim-
mung mit Heinrich Schnitzler beschließen würde, es in seinen eigenen Verlag
und Bühnenvertrieb zu übernehmen.177 Dieser Passus erboste Lothar, er forderte
dessen Streichung:
Es ist ein Mißtrauensvotum, dem ich mich unter keinen Umständen füge. Entwe-
der meine bisher für Arthur Schnitzler erbrachten Leistungen (und meine sonstigen
auf dem Theater, im Film und Fernsehen) weisen mich als den für die hier gestellte
Aufgabe richtigen Mann aus, der keiner Ausweisleistung bedarf, oder ich unterziehe
mich der große Pietät und Mühe erfordernden Arbeit nicht.178
175 Express, 29. 3. 1969, S. 9; vgl. auch ebd., 26. 4. 1969, S. 7.
176 Arthur Schnitzler: Das Wort. Tragikomödie in fünf Akten. Fragment. Aus dem Nachlaß
herausgegeben und eingel. von Kurt Bergel. Frankfurt am Main: S. Fischer 1966. 149 S.
177 Vgl. Vertrag zwischen EL und dem S. Fischer Verlag: Das Wort (Bearbeitung). Frankfurt am
Main, 14. Mai 1969. WBR, ZPH 922a.
178 Auf einem dem ihm zugesandten Vertrag beiliegenden Brief hat Lothar sein Antwortschrei-
ben entworfen: Brief vom S. Fischer Verlag (Theaterabteilung) an EL. Frankfurt am Main,
21. Mai 1969. WBR, ZPH 922a.
Der letzte Vorhang 365
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478