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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 383 -
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Zweitens kann man den vor allem in Rezensionen seiner frühen Werke per- manent vorgebrachten Vergleich mit anderen Autoren nicht nur als Lob, son- dern auch als Manko eines fehlenden eigenen Ausdrucks bzw. als Epigonentum interpretieren, da beim Lesen der Lothar’schen Bücher offenbar sofort an andere Schriftsteller gedacht wurde. Man könnte also mit einiger Berech- tigung behaupten, dass Lothars frühe Werke einer Kollektivästhetik der Mittelmäßigkeit entsprechen. Etwas Ähn liches scheint Carl Zuckmayer zu meinen, wenn er den Autor Ernst Lothar als »gepfegt, kultiviert« beschreibt und ihm ein »gutes Niveau, ohne allzu heftig nach oben oder unten auszu- arten« 48, attestiert. Einen weiteren Grund dafür, dass sein Erfolg als Schriftsteller nicht von Dauer war, liefert erneut die Durchsicht der Beurteilungen seiner Romane. Von manchen Rezensenten wurden folgende Kritikpunkte formuliert: Lang- atmigkeit, Lehrhaftigkeit, Humorlosigkeit, stereotype Gestalten und Situa- tionen, melodramatische Effekte; auch würden seine in mehr als zehn Spra- chen übersetzten Romane keinen Raum für die Einbildungskraft lassen, sie entwickelten sich streng lo gisch und chronolo gisch, es bleibe keine weiter- wirkende Ungewissheit, seinen Büchern fehle »die gedank liche Tiefe«, die »symbo lische Komplexheit und die Mehrdeutigkeit großer Romane«.49 Mitte der 1940er Jahre brachte ein Kritiker die Schwächen der Lothar’schen Bücher in einer Rezension des Engels mit der Posaune auf die prägnante Formel: »ein handfester, gekonnter, intelligenter Roman, der allerdings der Größe enträt, die ihn unvergeß lich machen würde« 50. Für eine Beantwortung der Frage, ob Lothar ein zu Unrecht vergessener Autor ist, ist vielleicht auch seine eigene diesbezüg liche Einschätzung von Interesse. Hinsicht lich seines Könnens war er oft von Selbstzweifeln geplagt: In den 1940er Jahren behauptete er von sich, »ein vielseitiges, daher keinseitiges Talent« 51 zu sein, fast zwanzig Jahre später meinte er, dass das, was er schreibe, Ernst Lothar 13 Mal besprochen, je sechs Rezensionen gibt es zu Werken Joseph Roths oder Hermann Brochs« (Sigurd Paul Scheichl: Rezep tion oder Rezep tionsdefizit?, S. 339). 48 Brief von Carl Zuckmayer an Dorothy Thompson. Barnard, Vermont, 1. Oktober 1940. DLA, HS000242360. 49 Donald G. Daviau und Jorun B. Johns: Ernst Lothar, S. 522. 50 Original Amerikanisch. – Orville Prescott: Books of the Times. In: New York Times, 15. 3. 1944, S. 17. 51 Brief von EL an AG. Colorado Springs, 12. Februar 1942. WBR, ZPH 922a. – Der Kritiker Max Fischer etwa beschreibt Lothar als intelligenten, vielseitigen Mann, aber keines seiner Werke sei genial gewesen (Commonweal, 12. 3. 1943). Schluss 383 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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