Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lehrbücher
Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Seite - 181 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 181 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm

Bild der Seite - 181 -

Bild der Seite - 181 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm

Text der Seite - 181 -

Andere LehrerInnen machten es von der Situation abhängig, ob auch Umgangs- sprache angebracht sein kann, wie die folgende Interviewpassage mit einem stei- rischen Lehrer (MSt2) verdeutlicht: „Erstens kommts drauf an, was ausgemacht is, zweitens kommts drauf an, äh welche Sprach- oder Kommunikationsfunktion gerade eingesetzt wurde  […]. Wenn sozusagen situationsadäquat ein falsches Register verwendet wurde.“ Einer Meinung waren viele LehrerInnen darin, dass man Prüfungssituatio- nen besser aus dem strengen Korsett der Standarderwartung ausnehmen solle, vor allem, wenn es um inhaltliche Antworten geht und nicht um die sprachliche Form, wie ein Lehrer aus Salzburg (MSa3) betonte: Bei einer Prüfung kommts drauf an sozusagen, wenns um die Form geht, dann muss es natürlich dem entsprechen, wenns in einer Fragebeantwortung im Dialekt passiert, dann is es im Dialekt, es sei denn/ wenns nur um den Inhalt geht, dann is das auch in Ordnung, da wer i net drauf bestehn und die Nervosität net no steigern. Dass generell viele SchülerInnen massive Schwierigkeiten bei der souveränen Verwendung der Standardsprache hätten, wurde von etlichen LehrerInnen als problematisch eingestuft. Eine Lehrerin aus Tirol (FT2) brachte es unverblümt auf den Punkt: „I man Standard kann man das ja fascht net nennen, was a öster- reichischer Schüler zambringt, na? (lacht) Aber ich verlange, dass sie sich der Standardsprache möglichst annähern.“ Wie führen die befragten Lehrpersonen die Schüler an den „Standard“ heran? Indem sie im Unterricht Dialekt, Umgangssprache und Standard thematisieren und auf Registervariabilität hinweisen  – insbesondere auf deren Funktionali- tät. Um die SchülerInnen langsam über den Aspekt der situativen Angemessen- heit an die Standardsprache heranzuführen, bestehen die LehrerInnen eigenen Angaben zufolge im Unterricht nicht immer rigoros auf den Standardgebrauch. Eine Lehrerin aus der Steiermark (FSt1) beschrieb ihre Herangehensweise an das Spannungsfeld zwischen Dialekt und Standard folgendermaßen: I thematisier des IMMER, und wenn die Schüler sogn: „Derf mas im Dialekt sogn?“ , sog i: „Jo freilich, du darfst das im Dialekt sogn“, und  … wenn sie ihre Gedanken bündeln, dürfen sies sogn in der Sprache, in der sie wollen, UND ich sag ihnen gleichzeitig, Ziel is des, dass sie den Standard bis zur Matura hin sprechen können.  […] also NIEMALS (wenn) i mit der Sprache oabeit mit falsch- richtig bewerten.  […] Als Ziel  […], dass man Sprache nur als Spiralcurriculum sehen kann, dass das net „foisch“/„richtig“ gibt, sondern dass es einen Weg gibt, der sie immer weiter hinauf ahm führt,  … schon mit dem Standard als Ziel, aber das Andere hat alles Platz. Insgesamt geht aus den Fragebogendaten, den Interviews und den Gruppendis- kussionen eines klar hervor: Innerhalb der Norm, die jede/r einzelne Lehrer/in Korrekturverhalten  | 181
zurück zum  Buch Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm"
Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Titel
Österreichisches Deutsch macht Schule
Untertitel
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Autoren
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
266
Schlagwörter
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichisches Deutsch macht Schule