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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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Um einen weiteren Aspekt der in der Literatur (Clyne 1995, Muhr 1987, Ammon 1995) genannten geringen „Loyalität“ der eigenen Varietät gegenüber zu beleuchten, wurden die ProbandInnen in der Fragebogenerhebung auch danach gefragt, was ihrer Meinung nach der Fall wäre, wenn österreichische SprecherInnen mit deutschen GesprächspartnerInnen zusammentreffen. Rund die Hälfte der befragten LehrerInnen und SchülerInnen gab an, dass sich die österreichischen GesprächspartnerInnen den deutschen GesprächspartnerInnen sprachlich anpassen würden. Auch dieses Ergebnis wurde durch die Gruppen- diskussionen bestätigt. Die Gruppendiskussionen zeigten weiters, dass deutsches Deutsch oft mit Standarddeutsch gleichgesetzt wird, und Dialektgleichsetzungen mit dem öster- reichischen Deutsch häufig vorkommen. Als mögliche Ursachen dafür wurden von den TeilnehmerInnen der Gruppendiskussionen die Aussprache und münd- liche Eloquenz der Deutschen genannt. Außerdem wurde die Meinung geäußert, deutschländische SprecherInnen würden sich eher an die Grammatik halten als österreichische. In den Einzelinterviews wiederum lehnten die meisten LehrerIn- nen die Aussage, dass „ÖsterreicherInnen weniger gut Standardsprache sprechen könnten als Deutsche“, auf direkte Nachfrage ab. Stereotype Einstellungen ergaben weiters die im Fragebogen erhobenen Pola- ritätsprofile zur Einschätzung von mündlichem österreichischem, deutschländi- schem und Schweizer Deutsch. Das Deutsch Deutschlands wurde darin tendenziell als „korrekter“, „gebildeter“ und „direkter“ bewertet; das österreichische Deutsch hingegen stärker „sympathisch“, „vertraut“, „gemütlich“, „melodisch“, „weich“ und „natürlich“. Das Schweizer Deutsch schnitt v. a. bei den Merkmalen „schlampig“, „fremd“, „ungebildet“ und „unhöflich“ am schlechtesten ab. Sowohl die SchülerInnen als auch die LehrerInnen wurden danach gefragt, ob es ihrer Meinung nach ein besonders gutes Deutsch gebe, und wo dies zu finden sei. Während etwa ein Drittel der SchülerInnen der Meinung war, dass es ein besonders gutes Deutsch gäbe, war das nur bei etwa einem Fünftel der Lehrpersonen der Fall. Diejenigen SchülerInnen, die meinten, dass es ein beson- ders gutes Deutsch gäbe, waren knapp mehrheitlich der Ansicht, dass dieses in Österreich zu finden sei. Unter den betreffenden Lehrenden war nur knapp ein Fünftel dieser Ansicht. In einer weiteren Fragenreihe sollten die Befragten für den Zusammenhang von österreichischem Deutsch und Identität relevante Situationen beurteilen. So wurden die ProbandInnen etwa danach gefragt, ob es sie stören würde, wenn ein deutscher Nachrichtensprecher österreichische Nachrichten verlesen würde, oder wenn sie in österreichischen Speisekarten oder beim Einkaufen auf Deutschlandis- men stoßen würden. Obendrein wurde gefragt, ob die Befragten österreichisches Deutsch mit ihrer Identität in Verbindung brächten, ob sie die Abschiedsgruß- formel „Tschüss“ störe, und ob der Sprachgebrauch in Österreich ihrer Meinung nach durch deutsche Fernsehsender beeinflusst werde. Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen  | 163
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Titel
Österreichisches Deutsch macht Schule
Untertitel
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Autoren
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
266
Schlagwörter
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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