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WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Band 1
Seite - 33 -
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33 2. Das Begräbnis und das Totenmahl neu geschaffenen sakralen Bauten folgend, wurde der Verstorbene bald nach seinem Hinscheiden von der örtlichen Bestattung abgeholt und dort bei geschlossenem Sarg aufgebahrt. Als Nachhall der traditionellen Totenwache verabschieden sich die Angehörigen, Nachbarn und Bekannten heute vom Verstorbenen am Vorabend der Beerdigung in einer einstündigen Andacht mit Gebeten, dem „Rosen- kranz“ und – in manchen Orten wieder – mit ausgewählten Liedern in der Pfarrkirche oder in der Ortskapelle. 2. Das Begräbnis und Totenmahl In der Pfarrchronik von Schäffern werden die „Beerdigungsvorkehrungen“ und die „Begräbnisfeier selbst“ von Pfarrer Josef Schänzl genau beschrieben: Nach dem Hinscheiden wird gewöhnlich – Dienstag – darauf in der Kirche der Todesfall bei der Pfarre angesagt, und die zu haltende Leichenfeier bestimmt. Zur Mahnung für das Sterbende oder bereits Verstorbene zu beten, wird hier nicht, wahrscheinlich wegen den meist zerstreuten Häusern, schon gleich beim Hinscheiden oder unmittelbar danach mit „Zügenglocke“ nach christlichem Brauche geleu- tet, sondern jedesmal erst tags darauf in der Frühe nach dem Gottesdienste, und zwar 2 – 3 oder allen 4 Glocken, je nach dem Grade der Leichenfeier, die beim Begräbnis gehalten werden soll, welches Läuten man das „Verschiedungläuten“ nennt. Auf ein großes Geläute bei einer Leichen- und Begräbnisfeier hal- ten die Leute sehr viel, und öfter wird nur des größeren Geläutes wegen eine höhere Leichenfeierlichkeit beim Pfarramt bestellt. Da allhier ein bestimmter Todtengräber zum Grabmachen nicht angestellt ist, so wird von den Nach- barsleuten des Verstorbenen dieser letzter Liebesdienst erwiesen, und jedes Mal von diesen das Grab gegraben, was wohl dem christlichen Sinne vom „die Toten begraben“ schön entspräche, jedoch im Friedhofe bezüglich der Ordnung und Regelmäßigkeit mit vielen Unzukömmlichkeiten verbunden ist. Im J. 1883 ist jedoch auf behördliche Anordnung ein eigener Todtengräber angestellt worden! Zur Leichenfeier, oder eigentlich Begräbnisfeier werden zuvor alle Nachbarn und Verwandten, letzte- re bis einschließend bis zum 2. Grade der Verwandtschaft, nebst anderen gewissen Personen von den Angehörigen des Verstorbenen eigens auch eingeladen, und müssen der Sitte gemäß eigens dazu einge- laden werden, sonst erscheinen sie zur Begräbnißfeier nicht; und zwar werden von jeder betreffenden Familie immer je 2 Personen geladen, und es kommen so bei mancher Begräbnißfeier 60–80 Personen zusammen. Diese eigens Geladenen bilden in der Regel den Leichenzug allein, und nur wenn an einem Sonn- oder Feiertag eine Begräbnißfeier ist, schließen sich alle dem Leichenzuge von der Kirche zum Friedhof an. Daß zur Begräbnisfeier die Nachbarn und Verwandten eigens geladen werden müssen, kommt von daher, weil nur die hiezu Geladenen hernach am gebräuchlichen „Todtenmahle“ theilneh- men, das nach beendeter Begräbnißfeier jedesmal sogleich, und zwar in einem Gasthause veranstaltet wird […]. Die Begräbnißfeier selbst Die eigentliche Begräbnißfeier wird immer an einem Vormittage gehalten und zwar um 8 – 9 Uhr, weil hiemit jedesmal 1 – 2 Leichenämter verbunden werden. Die Beerdigung geschieht […] immer in 36 – 48 Stunden nach dem Hinscheiden. Zur Begräbnißfeier versammeln sich die Geladenen im Sterbhause, da wird zuerst für das Verstorbene lange gebethet; dann besprengt jeder der Leidtragenden mit Weih- wasser, und eine Pfanne mit glühenden Kohlen darauf, und Waldweihrauch ist auch vorhanden, wo- mit Jeder den Leichnam auch beräuchert. Wenn sich zur Begräbnißfeier die Leute versammeln, bethet jeder zuerst für sich in der Stille beim Sarge, und besprengt das Verstorbene mit Weihwasser, und das erwähnte Beräuchern beginnt erst, sobald alle Leidtragenden beisammen sind, und die Leiche in die Todtentruhe gelegt ist. Nach zwei durchwachten Nächten wurde der Leichnam am Begräbnistag unter Teilnahme der Hinter- bliebenen, Verwandten und Nachbarn in die „Todtentruhe“ gelegt:
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WeXel oder Die Musik einer Landschaft Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Untertitel
Das Geistliche Lied
Band
1
Autoren
Erika Sieder
Walter Deutsch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79584-1
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
648
Schlagwörter
Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. AbkĂĽrzungen 10
  2. Zum vorliegenden Band 12
  3. Die Landschaft 18
  4. Der Totenbrauch 24
  5. 1. Die Totenwache 26
  6. 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
  7. 3. Das Singen 38
  8. 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
  9. 5. Die Liedgattungen 47
  10. Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
  11. Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
  12. Johannes Leopold Mayer
    1. Irdische Lieder für ’s ewige Leben – gesungen „sub pietatis austriacae“ 465
  13. Zusammenfassung
    1. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch 471
    2. Melodienregister 487
    3. Siglen zu den verwendeten Quellen 513
    4. Literaturverzeichnis 522
    5. Wörterbuch 542
  14. Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
    1. a) Rotten, Viertel, Orte und Gemeinden 585
    2. b) Personenregister 592
  15. Allgemeines Register
    1. a) Ortsregister 601
    2. b) Personenregister 607
    3. Sachregister 613
    4. Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
    5. Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
    6. Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
    7. Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
    8. Autoren und Mitarbeiter 640
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