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WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Band 1
Seite - 37 -
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37 Bei kürzeren Wegen wurde der Sarg von vier Sargträgern getragen, für welche dies „eine Ehr“ war. Wenn heute der Verstorbene im Sarg von der Bestattung von zu Hause abgeholt wird, ist in manchen Familien der Brauch des „Verabschiedens“ durch Absetzen des Sarges an der Türschwelle, verbunden mit einem kurzen Gebet, noch lebendig. Das Todtenmahl Nach jeder Leichenfeier wird unausbleiblich ein „Todtenmahl“ oder „Todtenzehrung“ gehalten. Bei ganz Armen besteht diese Mahlzeit wohl nur aus Brod u Wein, jedoch bei Reicheren ist es ein vollstän- diges Mahl, das zuweilen auf 150–200 fl zu stehen kommt. Es kommen dabei fast ebenso viele Spei- sen wie bei einem Hochzeitsmahl auf die Tafel. Wenn der „Gugelhupf“46 aufgetragen ist, bleibt dieser läufig unangeschnitten stehen, denn es wird mit diesem zugleich ein brennender Wachsstock auf den 1. Tisch gestellt, und sämtliche Leidtragende bethen nun laut mitsammen, jedoch auf ihren Plätzen sitzen bleibend, einen Rosenkranz für die beerdigte Person. Auch von einem solchen „Todtenmahle“, wie von einem Hochzeitsmahle wird ein „Moasenstück“ im Sacktuche mit nach Hause getragen, näm- lich solche kompakte Eßsachen, die von den Leidtragenden dabei nicht verzehrt worden sind. Erst am Abend geht man von solchem Todtenmahl auseinander. (Pfarrchronik Schäffern 1880, S. 312ff.) Der Leichenschmaus, zu welchem die Hinterbliebenen, Verwandten, „Gödenleut“ (Paten) und Nach- barn, gemeinsam mit dem zelebrierenden Priester, eingeladen sind, findet in der Pfarre St. Peter am Neuwald47 auch heute noch beim „Peter-Wirt“ statt. Die Speisenfolge ist seit über einem Jahrhundert unverändert: Nudelsuppe, Rindfleisch mit Semmelkren und Kipfel zum Kaffee. Im Feistritztal war um 192048 diese Speisenfolge auch das traditionelle Hochzeitsmahl. In Tratten- bach gab es bis in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum Totenmahl eine „Saure Suppn“. Alle ehrenamtlichen Teilnehmer – vom Totengräber, Kirchenchor, Organisten und Vorbeter bis zu Feuerwehr, Kameradschaftsbund und Arbeits- oder Jagdkollegen – kamen in St. Peter a. W. vor oder nach den „Geladenen“ ins selbe Wirtshaus oder wurden in das hinter der Kirche liegende „Gasthaus Bergland“ vulgo Sakristei zum Totenmahl – meist Gulasch oder Würstel – eingeladen. 46 „Germnigl“ (Franziska Morgenbesser, Festenburg 2010), heute sind es besonders große Kipfel aus Mürbteig. 47 Im Namen der Pfarre ist heute noch die ursprüngliche Ortsbezeichnung „am Neuwald“ erhalten. 48 Mitgeteilt von Maria Luef (Grüne Wiese), Tochter von Christine Bauer (1910 – 1937). 2. Das Begräbnis und das Totenmahl Kirche von St. Peter am Neuwald mit dem blumengeschmückten Friedhof. Im Gasthaus „Peter-Wirt“, rechts vor der Kirche, findet das traditionelle Totenmahl der Familie statt. Im „Gasthaus Bergland“ vulgo Sakristei, links hinter der Friedhofsmauer, werden die ehrenamtlichen Teilnehmer (Totengräber, Kirchenchor, Blasmusik, Schützen etc.) verköstigt. (Photo © Walter Deutsch, Wien 2010)
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WeXel oder Die Musik einer Landschaft Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Untertitel
Das Geistliche Lied
Band
1
Autoren
Erika Sieder
Walter Deutsch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79584-1
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
648
Schlagwörter
Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. AbkĂĽrzungen 10
  2. Zum vorliegenden Band 12
  3. Die Landschaft 18
  4. Der Totenbrauch 24
  5. 1. Die Totenwache 26
  6. 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
  7. 3. Das Singen 38
  8. 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
  9. 5. Die Liedgattungen 47
  10. Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
  11. Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
  12. Johannes Leopold Mayer
    1. Irdische Lieder für ’s ewige Leben – gesungen „sub pietatis austriacae“ 465
  13. Zusammenfassung
    1. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch 471
    2. Melodienregister 487
    3. Siglen zu den verwendeten Quellen 513
    4. Literaturverzeichnis 522
    5. Wörterbuch 542
  14. Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
    1. a) Rotten, Viertel, Orte und Gemeinden 585
    2. b) Personenregister 592
  15. Allgemeines Register
    1. a) Ortsregister 601
    2. b) Personenregister 607
    3. Sachregister 613
    4. Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
    5. Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
    6. Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
    7. Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
    8. Autoren und Mitarbeiter 640
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