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WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Band 1
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52 Der Totenbrauch Diese Lieder sind mehrfach einsetzbar und stehen – wie die Sakraments- und Wallfahrtslieder – im Gebrauch der Singenden. Ausgehend vom Ereignis erfolgen Zuordnung und Auswahl dieser Lieder durch die Sängerinnen. 5.6 Bußlied Ein Hauptziel der Katechese war es, den sündigen Menschen zur Buße aufzurufen, um zu verhin- dern, dass durch die eigenen Sünden das Leiden Christi verschlimmert wird. Die Liedtexte greifen zu drastischen Schilderungen, um den Gläubigen davon abzubringen, weiterhin in Sünde zu leben. Angesichts des Todes wird der Mensch zur Umkehr genötigt, denn Für dein sündhaftes Leben Die Höll den Lohn wird geben, Wirst brennen ewiglich, O Sünder! schlaf doch nicht. (O Sünder, schläfst du noch? – Lied Nr. 143, Str. 4, Variante Reiterer) Diese Strophe verweist auf die Folgen, welche ein sündiges Leben nach sich zieht. Das Lied wurde in acht Orten des Wechsels mit unterschiedlichen Melodien und Textvarianten aufgezeichnet. Zusätzlich ist es durch zahlreiche Textniederschriften in den Leichhüatbüchln nachgewiesen. Das zeigt nicht nur, dass derartige Liedinhalte vielfach bei der Totenwache gesungen wurden, sie sind auch Beleg für deren Beliebtheit. Darüber hinaus ist das Lied ein Nachweis für die außerordentliche Musikalität der Sängerinnen. Sie verstanden es, einen gleichbleibenden Text in acht melodisch völlig unterschiedli- chen Fassungen zu singen. 5.7 Erzählendes Lied In dieser Gattung vereinen sich mehrere Lieder von singulärer Bedeutung: Ballade, Legende und Moritat. Diese gesungenen – nicht immer frommen – Geschichten hatten im Totenbrauch wie in der allgemeinen Liedüberlieferung eine Sonderstellung. Bei der von Franz Scheibenreif in Trattenbach aufgezeichneten Mordgeschichte „Es reisen einmal drei Räuber aus“ ist angemerkt: „Wird gern beim Leichenhüten gesungen.“68 Da die in dieser Liedgattung geschilderte Thematik nicht allen Singenden bekannt ist, bleiben Überlieferung und Realisierung dieser Lieder auf die Vorsängerinnen beschränkt. Ihre Verbreitung ist nicht sehr groß, da der strophenreiche Inhalt eines Erzählliedes es nicht zulässt, dieses im Milieu eines geselligen Singens anzustimmen. Im Totenbrauch hingegen erhält beispiels- weise die Geschichte von den Seelen, welche auf Wanderschaft zum Himmelstor sind und um Einlass bitten (Nr. 42 und 45), einen aktuellen Bezug. Dieses Lied wurde für die Seele des Verstorbenen an- gestimmt und mit der Hoffnung geschlossen, Maria, die Mutter Gottes, möge – wie im Lied – seine Seele „führen in den Himmel ein, so wird sie ewig belohnet sein“. „Es gehen zwei arme Seelen herfür“ (Nr. 42) ist ebenso wie „Mutter, Mutter, laß dir sagen“ – Das Lied vom kleinen Ludwig“ (Lied Nr. 115) eines der fünf Beispiele der seltenen Erwähnung eines Priesters in den insgesamt 191 aufgezeich- neten Leichhüatliedern. Maria will mit der „Guten Tat“ beim Hl. Petrus Gnade für die arme Seele erwirken. Im Zwiegespräch mit dem „Kleinen Ludwig“ sollen die belehrenden Worte der Mutter die Zweifel ihres Sohnes beruhigen. 68 Aufgezeichnet von Oberlehrer Franz Scheibenreif am 15. November 1908 in Trattenbach, NÖ, gesungen von Theresia Semlegger. NÖVLA, A 30/9 (F. Scheibenreif), siehe COMPA 22/2.
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WeXel oder Die Musik einer Landschaft Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Untertitel
Das Geistliche Lied
Band
1
Autoren
Erika Sieder
Walter Deutsch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79584-1
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
648
Schlagwörter
Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. AbkĂĽrzungen 10
  2. Zum vorliegenden Band 12
  3. Die Landschaft 18
  4. Der Totenbrauch 24
  5. 1. Die Totenwache 26
  6. 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
  7. 3. Das Singen 38
  8. 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
  9. 5. Die Liedgattungen 47
  10. Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
  11. Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
  12. Johannes Leopold Mayer
    1. Irdische Lieder für ’s ewige Leben – gesungen „sub pietatis austriacae“ 465
  13. Zusammenfassung
    1. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch 471
    2. Melodienregister 487
    3. Siglen zu den verwendeten Quellen 513
    4. Literaturverzeichnis 522
    5. Wörterbuch 542
  14. Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
    1. a) Rotten, Viertel, Orte und Gemeinden 585
    2. b) Personenregister 592
  15. Allgemeines Register
    1. a) Ortsregister 601
    2. b) Personenregister 607
    3. Sachregister 613
    4. Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
    5. Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
    6. Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
    7. Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
    8. Autoren und Mitarbeiter 640
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