Seite - 130 - in WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Band 1
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Die Sammlung
1. Die Welt hat sich ziemlich vermehrt,
Es hat sich schon alles verkehrt.
Und wer nicht politisch kann sprechen,
Der ist mit der Falschheit belehrt.
Viel Flausen und Mutwilln tuns machen,
Das Herz zu dem UnglĂĽck tut lachen,
Der Reiche bemittelt sich bald,
Er halt’ sein Recht mit der Gewalt,
Nach Falschheit tut wallen sein Blut,
Er nimmt von sein’ Nächsten das Gut.
Aufgezeichnet 1912 von Ernst Hamza in der Rotte Hollabrunn / Feistritz a. W., gesungen von der Stoanban-
Reserl und -Hannerl, „Der Boañlkråmer“. NÖVLA, A 70/2.
Keine weiteren regionalen Fassungen.
Anmerkung:
Die vorliegende Aufzeichnung ist die erste Strophe eines sechsstrophigen Liedes, welches dem Tiroler
Bauerndichter Christian Blattl (1805 – 1865) zugeschrieben ist, und in dessen 3. Strophe ein direkter
Bezug zum Tod hergestellt wird. Seine Bezeichnung „Boankråmar“ ist der Liedtitel dieser Fassung
aus der Rotte Hollabrunn / Feistritz a. W.:
3. Wås nutzt denn dem Reichen seiñ Geld,
Wenn si’ der Boankråmar åñmeld’t?
Und dĂĄ mĂĄcht eahn da Tischlar a Triechal.
Mit dem muaĂź a fort aus der Welt.
Nachweise:
Pöschl, F. (1907), S. 115, Mondsee 1905, „Der Boañlkråma“.
Pommer 2 (1910), S. 13–15, Nr. 6, „Der Reiche und der Arme“, T+M / 6:10, andere Melodie, vierstimmiger
Chorsatz.
Preitensteiner (1931), Nr. 516.
1. Dort drunten am Friedhof, so ganz allein,
Da steht ein Kreuz, ist nicht von Stein.
/: Ist nicht von Silber, nicht von Gold.
Es ist ein Kreuz von Eichnholz. :/
2. Und unter dem Kreuze, kniet eine Gestalt,
Die in den Händen ein Kreuzlein hat.
/: Die Tränen rollen ihr herab,
Wie Silberperlen wohl auf das Grab. :/
3. Die Tränen sind von der Mutter geweint,
Die ’s mit dem Kinde so ehrlich meint.
/: Sie meint ’s mit ihrem Kind so gut,
Das längst schon in der Erde ruht. :/ 4. Ja, ja, die Mutter, die kann ’s nicht glaub’n,
Daß ihr der Tod kann alles raub’n.
/: Er ist gerade wie das Meer,
Was er einmal hat, gibt er nicht mehr her. :/
5. Dort droben am Himmel, so rein und klar,
Da tun zwei Äuglein herunter schaun.
/: Das sind die Äuglein von dem Kind,
Ach, Mutter wein’ dir die Augen nicht blind. :/
6. Hab auf der Erde ja nichts verloren,
Bin in dem Himmel was Besseres wor’n.
/: Drum weine, weine nicht um mich,
Als Englein wart’ ich schon längst auf dich. :/
Handschriftliches Liederheft der Marie Wöhrer (geb. Ofenböck), Schmiedemeistersgattin, Petersbaumgarten
1952, „10. Lied“, T / 6:4. Slg. Franz Schunko, NÖVLA, A 384a–10.
[32] T / 6:4
Klagelied
Dort drunten am Friedhof, so ganz allein
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- WeXel oder Die Musik einer Landschaft
- Untertitel
- Das Geistliche Lied
- Band
- 1
- Autoren
- Erika Sieder
- Walter Deutsch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79584-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 648
- Schlagwörter
- Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- AbkĂĽrzungen 10
- Zum vorliegenden Band 12
- Die Landschaft 18
- Der Totenbrauch 24
- 1. Die Totenwache 26
- 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
- 3. Das Singen 38
- 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
- 5. Die Liedgattungen 47
- Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
- Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
- Johannes Leopold Mayer
- Zusammenfassung
- Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
- Allgemeines Register
- a) Ortsregister 601
- b) Personenregister 607
- Sachregister 613
- Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
- Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
- Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
- Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
- Autoren und Mitarbeiter 640