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WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Band 1
Seite - 466 -
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466 1. Korrektur J. L. Mayer – Irdische Lieder fĂŒr ’s ewige Leben Es ist jener spirituelle der „pietas austriaca“, jener sich in vielen Einzelheiten des Lebens in seiner Gesamtheit – im Festlichen wie im AlltĂ€glichen – ausprĂ€gende Stil des Frommseins in den histori- schen LĂ€ndern des Hauses Österreich. Ihre Wurzeln im spĂ€ten Mittelalter austreibend, hat diese Frömmigkeitsform im Barock eine völlige Ausformung erfahren und eine umfassende Wirkung ent- faltet, welche alle Schichten des Volkes umfasste und Bedingungen schaffte, an denen noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein Maß zu nehmen war und durch die Verbindungen hergestellt wurden zwischen dem „Heiligen und dem Profanen“ in seiner jeweiligen permanenten PrĂ€senz, deren Aufein- ander- und Zusammenwirken auf diese Weise wahrgenommen und bedacht werden konnte. Und diese Bedingungen schufen und waren auch Lebensbedingungen. In diesen Lebensbedingungen hat auch der Tod und der Umgang mit ihm seinen so festen wie notwendigen Platz. Anna Coreth, welche grundlegende Untersuchungen zur „pietas austriaca“ vorgenommen hat, weist derselben definitorische Erscheinungen zu. Diese Erscheinungen ergeben in ihrem Vollzug jene Ge- samtheit, welche als eigenstĂ€ndige Form gelebter Frömmigkeit, gelebten Frommseins in unverwech- selbarer Weise dem „Österreichischen“ – verstanden als kulturelles wie als geographisches PhĂ€no- men – zugewiesen werden kann.119 1. Die „pietas eucharistica“: in ihr wird das Augenmerk in besonderer Weise auf das Allerheiligste Altarsakrament gelenkt, die Anwesenheit Gottes im Sohne und in dessen Fleisch und Blut. Im Kirchenraum prĂ€sent ist die Eucharistie im Kelch, aus welchem den GlĂ€ubigen die Kommunion gereicht wird und in der Monstranz, worin Jesu Fleisch in Gestalt des Hostienbrotes am Altar zur Anbetung ausgesetzt wird. 2. Die „fiducia in crucem Christi“: sie beruht auf dem Vertrauen in das Erlösungswerk Jesu Christi, vollzogen in seinem Tod am Kreuze, welchem demnach eine fundamentale und vielschichtige Zei- chenfunktion zukommt. Die Passio Domini, das Leiden Jesu an eben diesem Kreuz, wird in diesem Zusammenhang zum besonderen Betrachtungsgegenstand. In die Betrachtung des letztlich sieg- reichen Leidens des Erlösers bringt sich der glĂ€ubige Mensch selbst in seinem Denken und seinem FĂŒhlen ein. 3. Die „pietas Mariana“: Maria, die jungfrĂ€uliche Mutter Gottes in dessen Sohnesgestalt wird als geistliche Mutter aller Menschen betrachtet, als jene, die einerseits ebendiese Menschen mĂŒtter- lich tröstet, andererseits aber als Königin des Himmels bei ihrem göttlichen Sohn unendlich viel vermag an FĂŒrsprache fĂŒr die sich sĂŒndig wissenden Menschen. Ihre Verehrung zieht jene der gesamten „Heiligen Sippe“ nach sich: Joseph, den Ehemann, Anna, die Mutter Mariens und Groß- mutter Jesu – und etlicher anderer in Österreich bedeutsamer Heiliger, wie Leopold, Antonius, Teresa von Ávila. Alle diese Spezifika der „pietas austriaca“ kommen sowohl im ganz AlltĂ€glichen zur Geltung als auch im Feierlich-Festlichen: im Kreuz, welches im „Herrgottswinkel“ hĂ€ngt, oder im Stoßgebet „Jessas- marandjoseph“ (Jesus, Maria und Joseph) oder „Marandanna“ (Maria und Anna), in den Liedern zur hĂ€uslichen FrömmigkeitsĂŒbung, im Besuch von Segens- und Maiandachten zu Ehren der heiligen Eucharistie und der Gottesmutter Maria. Im Gegensatz zu manchem philosophischen Dictum – von der Antike bis zu Wittgenstein im 20. Jahrhundert – erkennt der „homo religiosus“ den Tod sehr wohl als Teil seines Lebens. Als jenen Teil, der teilt: sein irdisches von seinem geglaubten und erwarteten nichtirdischen Leben. Zu diesem nicht 119 Anna Coreth: Pietas Austriaca. Österreichische Frömmigkeit im Barock. Zweite erweiterte Auflage. Verlag fĂŒr Geschichte und Politik, Wien, 1982, S. 3. Anna Coreth (Innsbruck 1915 – 2008 Innsbruck) – Historikerin, Direktorin des Österreichi- schen Haus-, Hof- und Staatsarchivs.
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WeXel oder Die Musik einer Landschaft Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Untertitel
Das Geistliche Lied
Band
1
Autoren
Erika Sieder
Walter Deutsch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79584-1
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
648
Schlagwörter
Wechselgebiet, Geistliches Lied: LeichhĂŒatlieder, bĂ€uerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. AbkĂŒrzungen 10
  2. Zum vorliegenden Band 12
  3. Die Landschaft 18
  4. Der Totenbrauch 24
  5. 1. Die Totenwache 26
  6. 2. Das BegrÀbnis und das Totenmahl 33
  7. 3. Das Singen 38
  8. 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
  9. 5. Die Liedgattungen 47
  10. Die Sammlung: Lei(ch)hĂŒat- / LeichwĂ„cht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
  11. Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
  12. Johannes Leopold Mayer
    1. Irdische Lieder fĂŒr ’s ewige Leben – gesungen „sub pietatis austriacae“ 465
  13. Zusammenfassung
    1. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Polnisch, RumÀnisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch 471
    2. Melodienregister 487
    3. Siglen zu den verwendeten Quellen 513
    4. Literaturverzeichnis 522
    5. Wörterbuch 542
  14. Register fĂŒr das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
    1. a) Rotten, Viertel, Orte und Gemeinden 585
    2. b) Personenregister 592
  15. Allgemeines Register
    1. a) Ortsregister 601
    2. b) Personenregister 607
    3. Sachregister 613
    4. Register der LiedanfÀnge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
    5. Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
    6. SĂ€ngerinnen, SĂ€nger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
    7. Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
    8. Autoren und Mitarbeiter 640
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