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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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Monarchisches Gefühl Berthold Viertels Generationen der Moderne lebten in einem »elektrisch erhell- ten Wien«, in dem aber noch altertümlich anmutende Festzüge  – »Burgparaden und Fronleichnamsprozessionen«  – stattfanden.1 Es waren glanzvolle Reprä- sentationen und Machtdemonstrationen der katholischen Kaiserfamilie, der Habsburger, und ihres damaligen Oberhauptes Kaiser Franz Joseph I. Die Habsburger, die »Österreich« in 600  Jahren als »Konglomerat der Völker […] zusammengeballt« hatten, waren für Viertel das beständigste Relikt einer »alten Zeit« : Zusammengeheiratet und zusammengeschachert, Besitz einer einzigen Familie, die damit Handel treiben konnte, die Habsburger, die einst bis nach Spanien […] hinüber geherrscht hatten ; Rest des gewaltigen Römischen Reiches katholischen Glaubens und deutscher Nation. Die Religionen hatten sich bekämpft wie die Völker ; und der nationalen wie der religiösen Überzeugung waren unzählige Opfer gefallen. Und dann kamen die Revolutionen in Europa […] ; aber die Dynastie hatten sie nicht wegge- räumt. Die eine Familie war stärker gewesen als alle elf Völker, oder wie viele man zählen mochte.2 Die Herrschaft der Dynastie Habsburg wirkte um 1900 nicht nur aufgrund ihrer langen Aufbau- und Expansionsgeschichte »natürlich« und »gottgegeben«. Als moderne Entwicklungen wie Säkularisierung und vor allem zunehmender Na- tionalismus um die Jahrhundertwende begannen, die Habsburger in Frage zu stellen, waren sie für die Mehrheit bereits zu sehr zu einer »politischen Notwen- digkeit« geworden und »unerlässlich«, um dem weitläufigen, »komplizierten und überdies auseinanderstrebenden« Habsburgerreich »eine sichtbare, juristisch haltbare Einheit zu verleihen«3. Abseits ihres Gottesgnadentums konnten sich die HabsburgerInnen seit dem 18. Jahrhundert auch auf eine andere starke Le- gitimationsgrundlage stützen  – auf einen bürokratisch organisierten, zentralisti- schen »Rechtsstaat«, den vor allem der aufgeklärte Absolutismus Josephs II. institutionalisiert hatte. Durch diese Kombination aus traditionellen und mo- dernen Versatzstücken war die Herrschaft der Habsburger gesichert, auch wenn die »nationale Frage« dabei ein »politisches Zentralproblem« und eine potentiell 1 BV, Heimkehr nach Europa, geschrieben um den 9. November 1932, 296, K19, A : Viertel, DLA. 2 BV, Österreichische Illusionen/Der Knabe Robert Fürth, o.D., o.S., NK12, A : Viertel, DLA. 3 Broch, Hofmannsthal, 2001, 56.
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Überblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RÜCKKEHR IN DIE ÖSTERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches Gefühl 118
    3. Galizien 129
    4. Jüdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. Mitschüler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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