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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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Mitschüler Hitler Zu Beginn des Jahres 1895 war der Wiener Journalist Theodor Herzl, Feuille- tonredakteur der Neuen Freien Presse, als Korrespondent in Paris und wurde dort Zeuge der öffentlichen Degradierung des wegen angeblichen Landesverrats verurteilten jüdischen Hauptmannes Alfred Dreyfus. Dieses Ereignis und die antisemitische Hetze, die den Prozess gegen Dreyfus begleitete, gab Herzl  – der sich als deutschnational orientierter Liberaler eigentlich nicht als Jude identifi- ziert hatte  – den Anstoß, sich an »einer modernen Lösung der Judenfrage« zu versuchen. Knapp ein Jahr später erschien sein schmales, aber wirkmächtiges Buch Der Judenstaat (1896) als »intuitive« Reaktion auf neue Formen eines po- litischen und rassistischen Antisemitismus, gegen die rational anscheinend nicht anzukommen war. Herzls Programm war modern und radikal, es knüpfte nicht an in diesem Zusammenhang bereits geschaffene Strukturen an  – und es war umstritten.1 Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde wie der Rabbiner Mo- ritz Güdemann, die das »Judentum« als antinationale, weltbürgerliche Religion verstanden, distanzierten sich ebenso wie Rabbiner Joseph Bloch, für den das Jüdische die Verkörperung eines abstrakt bleibenden Österreichertums war.2 Karl Kraus  – der wenig später aus der jüdischen Gemeinde austrat  – wies in Eine Krone für Zion (1898) auf die wechselseitige Abhängigkeit von Zionismus und Antisemitismus hin, die er beide für kleingeistig hielt.3 Dennoch war auch Herzls GegnerInnen klar, dass der Fall Dreyfus die Idee der »Assimilation« in Frage stellte. Auch in Österreich hatte ein neuer Alltags- antisemitismus in den letzten Jahren das Lebensgefühl der jüdischen Bevölke- rung verändert. Junge Jüdinnen und Juden, vor allem aus der Peripherie des Kaiserreichs, waren also durchaus offen für Herzls Programm, das nationalen Befreiungsbewegungen verpflichtet war. Auch Personen wie Sigmund Freud und Stefan Zweig  – beide skeptisch gegenüber Nationalismen und ambivalent in Bezug auf ihre jüdische Identität  – betrachteten die zionistische Bewegung als notwendig, um das Selbstbewusstsein der jüdischen Bevölkerung zu stärken.4 Albert Ehrenstein behauptete sogar, »es dürfte keinen von den Juden Stammen- 1 Timms, Dynamik der Kreise, 2013, 53. 2 Lichtblau (Hg.), Als hätten wir …, 1999, 110–113. 3 Kouno, Performativität, 2015, 32–35. 4 Wagner, Nike, Theodor Herzl oder das befreite Wien, in : Sobol, Weiningers Nacht, 1988, 165–186 ; Wistrich, Socialism, 1982, 210–219.
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Überblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RÜCKKEHR IN DIE ÖSTERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches Gefühl 118
    3. Galizien 129
    4. Jüdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. Mitschüler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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