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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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Theater »Auch noch die jungen Menschen meiner Generation sind in Wien in eine Vergötterung des Theaters hineingewachsen, die den Berlinern immer fremd war«, bemerkte Berthold Viertel zurückblickend.1 Schon kleine Kinder erlebten Theater als etwas gesellschaftlich Relevantes : Wenn »Mama« sich in einem Haus wie dem der Viertels auf den Theaterbesuch vorbereitete, litt sie »an hef- tiger Nervosität« und fuhr die Friseuse an, die für ihre repräsentative, »königli- che« Erscheinung verantwortlich war. Es ging hier nämlich nicht nur ums Se- hen, sondern wesentlich auch ums Gesehen-Werden : Der Knabe hätte es nicht in Worte fassen können, aber er witterte es und trank es ein.2 Der regelmäßige Theaterbesuch war gerade für mittelständische und klein- bürgerliche Schichten ein zunehmend wichtiges und prestigeträchtiges Freizeit- vergnügen. Selbstverständlich war das Burgtheater, das sich selbst als »bedeu- tendste Sprechbühne des deutschen Sprachraums« verstand, weiterhin der Mittelpunkt des Theaterlebens. Es war zugleich gesellschaftliches Ereignis und »heiliger Ort der Kunstreligion« für ein »Bildungsbürgertum, welches den Wert der ästhetischen Bildung von der Aristokratie übernommen hatte«3. Aber auch abseits der Hoftheater war die Palette des Angebots reichhaltig und zahlreiche Privattheater  – wie das Theater an der Wien, das Carltheater, das Deutsche Volkstheater und das Theater in der Josefstadt  – und Vorstadtbühnen unterhiel- ten das Wiener Publikum, das um 1900 ein besonders Faible für die Operette hatte. Am 28.  November 1893 eröffnete in der Wallgasse 18–20, nahe der Woh- nung der Viertels, das Raimundtheater mit dem selten aufgeführten Zauberspiel Die gefesselte Phantasie  – und hier erlebte der achtjährige Berthold Viertel seine erste Theatervorstellung.4 Möglicherweise war es dieses erste Theatererlebnis, 1 BV, Volksbühne 1911, in : Heidenreich (Hg.), Berthold Viertel Schriften, 1970, 232–233. 2 BV, [Der kleine Cherub], in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 25. 3 Hanisch, Die Wiener Ringstraße, in : Brix u.a. (Hg.), Memoria Austriae I, 2004, 75–104, 79 : Das »neue« Burgtheater am Ring war 1890 durch seinen erweiterten Zuschauerraum und unter dem innovativen Burgtheaterdirektor Max Burckhard neuen und erweiterten Publikumskreisen geöffnet worden. 4 Hadamowsky, Franz, Wien. Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Welt- kriegs, München 1988, 733–743 ; BV, [Die gefesselte Phantasie], in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 59. Es war vielleicht sogar die Eröffnungsvorstellung, die Viertel miterlebte, denn er erinnerte sich, den Raimundschauspieler Adolf Fröden wie auch die Schauspielerin Agathe Barse- scu erlebt zu haben (Theaterzettel Raimundtheater, 27. November 1893, E 137764, DS, WBR).
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Überblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RÜCKKEHR IN DIE ÖSTERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches Gefühl 118
    3. Galizien 129
    4. Jüdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. Mitschüler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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