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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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Studium Knapp vor ihrer Maturaprüfung im Dezember 1903 waren Berthold Viertel und Karl Adler noch immer nicht von ihrem »Kulturanarchismus« abgekommen, wie Kathia Adler festhielt : Als nächsten Schritt wollten sie zum Schein ein Studium inskribieren, um eigentlich »3 Jahre die Welt anzusehen«. Mit Welt ansehen meinen sie […] in Wien spazieren gehen. […] Dass sie für die drei Jahre sich nicht die materiellen Mittel bei ihren Eltern beschaffen werden ist Ihnen ganz klar, sie hoffen aber erlangen zu können, dass sie bis Oktober nichts zu thun brauchen. Dann wollen sie das Einjährigenjahr machen. Viertel allerdings glaubt […], dass man ihm es nicht einmal bis Oktober erlauben wird. Falls sie nicht zum Militär genommen werden, will Karl etwas studieren, Viertel in ein Geschäft gehen. Viertel glaubt nämlich, dass man bei ihm zu Hause zu schnell auf die Art seines ›Studiums‹ draufkommen würde und sieht ein, dass es besser sei, lieber gleich einen anderen Weg zu betreten.1 Ende Dezember 1903 kam der im akademischen Sinne für »reif« erklärte Ber- thold Viertel nach Wien zurück und lebte wieder bei seiner Familie, die inzwi- schen in die Hugo-Wolf-Gasse 1 im sechsten Bezirk umgezogen war. Es ist unwahrscheinlich, dass er mit seinen Eltern seine weiteren Pläne derart be- sprach, wie es bei der Familie Adler üblich gewesen war. Auch die Frage, ob der »überspannte« Sohn anstelle eines Studiums nicht besser einen praktischen Beruf ergreifen sollte, kam nach dem erfolgreichen Schulabschluss vermutlich nicht nochmals zur Sprache. Berthold Viertel selbst hatte den einmal Vater ge- beten, Tischler, werden zu dürfen.2 Stefan Zweig zufolge war solch ein Abbruch der akademischen Ausbildung die »schlimmste Drohung, die es in der bürgerli- chen Welt gab«, da nichts weniger auf dem Spiel stand als »der Rückfall ins Proletariat«.3 Und die Viertels, die den Sohn auch nicht in die eigenen Ge- schäfte involvierten, hatten den dezidierten Wunsch, dass er die nächste gesell- schaftliche Stufe erreichte : 1 Kathia Adler an Emma Adler, 18. Dezember 1903, M76, T4, Adler Archiv, VGA. 2 BV, Die Stadt der Kindheit bzw. Zürich, in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 121 u. 148. 3 Zweig, Welt, 1992, 52.
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Überblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RÜCKKEHR IN DIE ÖSTERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches Gefühl 118
    3. Galizien 129
    4. Jüdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. Mitschüler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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