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3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds
Um die Rolle der Orthodoxie als Konfession in ihrer speziellen Verfasstheit, wie sie sich
in der österreichischen Bukowina darstellte, in das Gefüge des Habsburgerreiches ein-
ordnen zu können und um einen Ausgangspunkt für die Bewertung der Gründungs-
phase des gr.-orient. Religionsfonds im ausgehenden 18. Jahrhundert zu setzen, ist es
zunächst nötig, den Kontext zum politisch-gesellschaftlichen Leitbild dieser Epoche –
dem Josephinismus1 – herzustellen. Der Josephinismus als eine bedeutende jedoch
durchaus spezifische Variante des aufgeklärten Absolutismus gilt in der historischen
Forschung unbestritten als eine gesamtgesellschaftliche Reformbewegung2, deren de-
klariertes Ziel in der Durchsetzung des modernen Staates gegenüber der tradierten,
ständisch geprägten Verfasstheit von Gesellschaft sowie Territorium lag. Zu den Cha-
rakteristika des Josephinismus in den habsburgischen Ländern zählt, dass dieser Re-
formansatz weniger von einem übergeordneten philosophisch begründeten Ideenge-
bäude, denn vielmehr von der eigentlichen Praxis der Aufklärung selbst ausging.3 Zu-
dem war mit den über diese Politik gesetzten Maßnahmen auch die Frage des weiteren
Landesausbaues verbunden.4 Die dadurch angestoßenen prozesshaften Veränderungs-
bewegungen, die Periodizität des Josephinismus (mit den vorauslaufenden Reformen
während der Regierungszeit Maria Theresias) sind als Faktum weitgehend anerkannt,
wohingegen die Langzeitwirkungen in ihrer beträchtlichen Tiefe bislang noch viel zu
wenig ausgeleuchtet wurden.5 Das spiegelt sich auch in der von Anton Schindling vor-
geschlagenen Pluralbezeichnung des Phänomens (›Josephinismen‹) wider. Damit wird
zwar aus dem Blickwinkel der Geschichtswissenschaften auf die nicht immer konse-
quent und oftmals in sich widersprüchlich durchgesetzten Reformvorhaben seitens Kai-
ser Josephs
II. Bezug genommen, die regional z.T. sehr differenzierte Wirkung
– mithin
also auch Teil dieser ›Josephinismen‹, gewissermaßen am anderen Ende des Spektrums
1 Zur Begrifflichkeit und zur periodischen Eingrenzung des ›Josephinismus‹ im Überblick vgl. Mau-
rer 1999, Kirche ; Kovács (²1980, Josephinismus, 24) spricht sich gegen die Verengung des Josephi-
nismus auf die staatskirchliche Gesetzgebung aus, zumal sie bereits bei Zeitgenossen den Begriff als
eine »Weltanschauung und eine Philosophie mit unabänderlichen Prinzipien« feststellt.
2 Aretin 1985, Josephinismus, 518 ; Reinalter 2008, Josephinismus, 32 ; zusammenfassend bei
Reinalter 2011, Joseph
II., 7f.; damit bezieht sich die Forschung klar auf Fritz Valjavec, der den Jo-
sephinismus vor allem hinsichtlich seiner Wirkmächtigkeit in einen längeren Betrachtungszeitraum
stellt ; Valjavec ²1945, Josephinismus, IX u. XII.
3 Reinalter 2010, 1790, 153.
4 Bendel & Spannenberger 2015, Aufklärung, 15.
5 Maurer 1999, Kirche, 84 ; Ogris 1983, Joseph
II., 151 ; Schindling 1997, Aspekte, 690.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439