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Hebel strukturellen Wandels: Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 307
Jakobeny und seine Bodenschätze
Als die Bukowina Teil des Habsburgerreiches wurde, erschien das Land aus Wiener Per-
spektive gänzlich unerschlossen : »Man muß Galizien und die Buccowina in Naturhisto-
rischer Hinsicht als eine terra incognita betrachten […] dessen mineralische Schätze wir
vielleicht kaum zur Hälfte kennen.«2 So vermutete denn auch die Zentralverwaltung
Rohstoffe »in den Eingeweiden der Bukowiner Kameralischen und Religions Fonds
Gebürge«.3 Die zunächst noch militärische (durch den Hofkriegsrat in Wien) und spä-
ter als Teil des Königreiches Galizien-Lodomerien zivile Zentralverwaltung (von Wien
via Lemberg) konzentrierte folglich ihr oberstes Ansinnen in einer sukzessiven politi-
schen als auch ökonomischen Einrichtung der Provinz.4 Um diesen Teil der ehedem
Oberen Moldau schrittweise an den Stand der anderen Länder des Reiches heranzu-
führen, war nicht nur eine ›Peuplierung‹ und eine von Grund auf neu aufgeführte ad-
ministrative Ordnung nötig, sondern ebenso eine Steigerung der landwirtschaftlichen
Erträgnisse sowie eine systematische Nutzung bzw. Erschließung der vermuteten Roh-
stoffvorkommen unerlässlich. Letztere sollten zunächst den Eigenbedarf der Provinz an
Eisen bzw. Werkzeugen sowie anderen Materialien etwa für den Bau von Häusern und
die Bestellung der Felder sichern. Bislang musste Eisen aus dem Osmanischen Reich,
Russland oder Ungarn (Siebenbürgen) kostspielig angeschafft werden.5 Der erste Pro-
vinzverwalter General v. Splény und verschiedene andere Autoren früher Beschreibun-
gen hatten zurecht vermutet, dass »das hohe Gebürg alle Hoffnung«6 zur Gewinnung
verschiedenster Bodenschätze gäbe,7 was sich alsbald bestätigen sollte (vgl. Abb. 60).8
2 ÖSTA-HHSTA, Faßbender Akten 5 XI/3-XII, fol. 51, Gehorsamster Bericht des k.k. Peczenyszyner
Kameralverwalters Dans v. 28.III.1804 an Hofkriegsratspräsidenten.
3 ÖSTA-HHSTA, Faßbender Akten 5 XI/3-XII, fol. 138, Instruktion für die gelehrte Reisegesellschaft in
Galizien und Bukowina v. 29.VI.1804.
4 Scharr 2010, Landschaft.
5 »Eisen wird aus der Türkey, Moscau und Hungarn gebracht […] Sensen […] alle aus der Steyer-
mark […] allerley kleines Eisenwerk […] aus Frankfurt […] Waffen meistentheils aus der Türkey« ;
Grigorovici (Hg.) 1998, Bucovina, 68, Absatz 115 ; auch in Polek (Hg.) 1893, General ; ähnlich
in ANR-B CAR, Bericht Mappierungsdirektor Budinsky, Czernowitz v. 1.X.1782 ; »Ganz ordinäre
einfache Schlösser« mussten in Bistritz/Siebenbürgen bestellt werden, ANR-B CAR X/23, Enzenberg
an Hofkriegsrat v. 3.X.1783.
6 Polek (Hg.) 1897, Beschreibung, 14–17.
7 Grigorovici (Hg.) 1998, Bucovina, 49, Absatz 48.
8 »Une autre ressource du Pays, que la Natur semble également reserver pour des mains plus indus-
trieuses, ce sont le mineraux de toutes especes, que tout concourt à faire supposer abondamment
repandus dans les monts« ; Grigorovici (Hg.) 1998, Bucovina, 282–323, hier 296, Absatz 46 [Des-
cription de la Bukovina. Extrait de l’ouvrage de M. le Général Baron de Splény et d’un rapport de M. de
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439