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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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Einleitung16 dem Boden des Alten Kontinents  – sie waren zudem auch ethisch-moralischer Sieger dieses „totalen“ Krieges. Der Zweite Weltkrieg war für die USA keinesfalls nur eine Angelegenheit , bei der es gemeinsam mit den Alliierten um die militärische Niederschlagung der Achsenmächte ging. Das zivilgesellschaftliche Amerika  – hier vor allem die Bildungselite des Landes  – und in der unmittelbaren Folge auch Regierungsstellen , werteten die nationalsozialis- tische Aggression als Existenzbedrohung westlicher Zivilisation schlechthin und damit auch als Generalangriff auf die demokratischen Grundlagen des „American way of life“; dieser Bedrohung war nicht nur mit militärischen Waffen , sondern  – ganz im Sinne eines globalen „Wissenschafts- und Bildungskrieges“  – auch weltanschaulich-propagandistisch entschieden entgegenzutreten , zumal ja auch die NS-Propaganda Zerrbilder eines zwar wirtschaftlich mächtigen , aber sonst kulturell inferioren und vollständig korrumpierten Landes zeichnete. In diesem Sinne hatte der Zweite Weltkrieg eine profunde weltanschau- liche Dimension , da es keineswegs nur darum ging , die Motivationsbereitschaft der Be- völkerung und der Armee durch Rückbezug auf die Freiheitsideale der amerikanischen Demokratie zu stärken , sondern eben auch darum , zu beweisen , dass sich in diesem Krieg letztlich das überlegenere System einer auf humanistischen Prinzipien beruhenden Bil- dung und Wissenschaft durchsetzen wird. Der Kriegseintritt der Regierung Roosevelt gegen die Achsenmächte hatte eine landes- weite intellektuelle und weltanschauliche Generalmobilmachung zur Folge , die im Kampf gegen aggressiven Militarismus und totalitäre Unterdrückung nichts weniger als den Fort- bestand von Freiheit , Demokratie und Selbstbestimmung  – letztlich der menschlichen Zivilisation  – bedroht sah. Gewissermaßen als letzte große Zufluchts- und Hoffnungsbastion des freien Westens traten die USA an , die Wertgrundlagen der eigenen Nation und somit der ( europäischen ) Aufklärung  – sozusagen als erweiterte „Manifest Destiny“3 mit der in der Art des „An- gelus Novus“4 symbolhaft in Richtung Europa blickenden „Statue of Liberty“ ( „Mother 3 Die umgangssprachliche Redewendung der „Manifest Destiny“ der US-amerikanischen Politik , also die „offenkundige Bestimmung“ Amerikas zur geopolitischen Expansion der ‚US-Freiheit‘ geht auf den New Yorker Journalisten John O’Sullivan zurück , der 1845 im Zusammenhang mit der Annexion von Texas vom „fulfillment [ sic ] of our manifest destiny to overspread the continent“ sprach. Vgl. Shane Mountjoy , Mani- fest Destiny. Westward Expansion , New York 2009 , 9 f. Zur Vorgeschichte und ideologischen Prägekraft der „Manifest Destiny“ sowie zur Ausweitung ihrer räumlichen Anwendungsbereiche siehe auch : Anders Stephanson , Manifest Destiny. American Expansion and the Empire of Right , New York 1995. 4 In seiner IX. „Geschichtsphilosophischen These“ entwarf Walter Benjamin , in Anlehnung an ein Bild von Paul Klee mit dem Titel „Angelus Novus“ und geprägt unter anderem durch die mörderischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts , eine geradezu apokalyptische Metapher des „Engels der Geschichte“: „Es gibt ein Bild von Klee , das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt , der aussieht , als wäre er im Be- griff , sich von etwas zu entfernen , worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen , sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Ver- gangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint , da sieht er  eine einzige Kata-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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