Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Page - 101 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 101 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Image of the Page - 101 -

Image of the Page - 101 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Text of the Page - 101 -

101 „Education in Wartime“  – Nationalsozialismus alsFundamentalbedrohung die Idee der Verantwortlichkeit des Einzelnen , die Ausbildung eines gemeinsamen Wer- tesystems auf Basis des puritanischen Glaubens an individuelle Leistungsfähigkeit sowie die Leitidee „that all man are created equal“400 bilden die Elemente , aus denen sich nach Auffassung der pragmatischen Erziehungsphilosophie der Fortschritt und die Integrati- on der Gesellschaft  – trotz aller ethnisch-kulturellen Unterschiede der gesellschaftlichen Gruppen  – zusammensetzen.401 Die Realität des „Pedagogic Creed“ bestätigte auch der in die USA emigrierte Carl Zuckmayer in seinem nach Kriegsende erschienenen Amerika- bericht , worin er der traditionell autoritären Bildungsauffassung Europas unter anderem die amerikanische gegenüberstellte : „Amerika glaubt an Erziehung , das ist einer seiner fundamentalen Glaubensartikel , an Erzie- hung als Mittel zur Welt- und Lebensgestaltung und an die Erlernbarkeit alles Wesentlichen , und darin liegt auch ein Teil seiner Schwäche und seiner Stärke. Europa glaubt aus seiner humanistischen Tradition heraus an Bildung , die in ihrer höchsten Bedeutung an ein Privileg gebunden ist , ein Privileg der Berufung oder der Standesvorzüge. Amerika kennt kein Privileg , darin liegt seine wunderbare menschliche Freiheitlichkeit und Generosität.“402 Im direkten Gegensatz zur „etatistisch-autoritären deutschen und japanischen Erziehungsphilosophie“,403 die Bildungs- und Erziehungsprozesse weitgehend abgekop- pelt vom öffentlichen politischen Leben betrachtet , ist die pragmatische Auffassung von ziehungsweise am amerikanischen Bildungs- und Erziehungssystem ( Stichwort : koedukative Einheits- schule ) nahm. Vgl. dazu : Val D. Rust , The German Image of American Education through the Weimar Period. In : Paedagocica Historica. International Journal of History of Education , XXXIII , 1997 , 1 , 31 ff. ; weiters : Hermann Röhrs , Progressive Education in the United States and ist Influence on Related Edu- cational Developments in Germany. In : Ebd., 55 ff. 400 So der Wortlaut der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776. Vgl. Henry Steele Co- mager ( Ed. ), Documents of American History , New York 1942 , 100. 401 In einer Rede vor dem „National University Extension Association meeting“ meinte der Präsident der University of California , Robert Gordon Sproul , diesbezüglich : „Americans have made almost a fetish of public education because it was obvious that , without the tools of intelligence and without facts to serve intelligence as guideposts , the people of this country would be unable to function efficiently as citizens of a democracy , and the Constitution would become only a scrap of paper recording a dream that could not be realized. [ … ] If democratic individuals are to hold their own against the increasing pressure of totalitarian sycophants , education must be a lifetime process.“ Robert Gordon Sproul , Adult Education and the State. In : School and Society , Vol. 50 , August 12 , 1939 , No. 1285 , 192–193. 402 Carl Zuckmayer , Amerika ist anders. In : Alfred Gong ( Hrsg. ), Interview mit Amerika. 50 deutschspra- chige Autoren in der neuen Welt , München 1962 , 396. 403 Beate Rosenzweig , Erziehung zur Demokratie ? Amerikanische Besatzungs- und Schulreformpolitik in Deutschland und Japan , Stuttgart 1995 , 69 ; siehe dazu weiters : Felicitas Hentschke , Demokratisierung als Ziel der amerikanischen Besatzungspolitik in Deutschland und Japan 1943–1947 (= Studien zu Geschichte , Politik und Gesellschaft Nordamerikas , Bd. 16 ), Hamburg 2001 ; vgl. dazu auch : James F. Tent , Mission on the Rhine. Reeducation and Denazification in American-Occupied Germany , Chicago  – London 1982 , 5 ff.
back to the  book Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955"
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration