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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 112 De facto erwies sich das „Office of Facts and Figures“ aus Sicht der übergeordneten politischen Stellen letztlich ineffektiv , die „morale-building needs of wartime America“454 entsprechend zu kanalisieren. Die Agenden des OFF und des CIAA wurden daher bereits am 13. Juni 1942 der direkt dem US-Präsidenten unterstellten Propagandaabteilung „Office of War Information ( OWI )455 übertragen , zu dessen stellvertretendem Direktor MacLeish ernannt wurde.456 Die Gesamtleitung des OWI wurde Elmer Davis ,457 dem angesehe- nen Redakteur der New York Times und CBS Radioreporter , übertragen. Dieser gewich- tete als erfolgreicher Reporter die Agenden des OWI künftig pragmatischer ( „to see that the American people are truthfully informed“ )458 und agierte nunmehr auch im Bereich der Overseas-Propaganda ( „strategy of truth“ ) einigermaßen erfolgreich.459 Neben der „Heimpropaganda“ bestand die Aufgabe der primär zivil strukturierten OWI-Overseas Branch unter Leitung von Russell Barnes darin , in Zusammenarbeit mit dem State De- partment und den „psychological warfare units“ der US-Streitkräfte ( PWD / SHAEF )460 selbst über Außenposten des „United States Information Service“ ( USIS ) via Rundfunk , Film oder Literatur Auslandspropaganda gegen Hitler-Deutschland zu betreiben , aber auch Propagandadirektiven zu erstellen , wobei ‚Österreich‘ dabei konkret miteinbezogen wurde.461 Insbesondere in der Radioprogrammabteilung der OWI-Overseas Branch , die nach „Language Desks“ eingeteilt war und ab Februar 1942 unter Verwendung privater US- Kurzwellensender wie der „National Broadcasting Company“ ( NBC ) oder des „Columbia 454 Steele , Preparing the Public für War , a. a. O., 1652. 455 Das OWI wurde unter Leitung des ehemaligen Journalisten und Radiokommentators Elmer Davis [ Exe- cutive Order No. 9182 , 13. Juni 1942 ] zu einem großen Propagandaapparat ausgebaut , der sich in eine Domestic und in eine Overseas Branch gliederte. Zum Zweck der Propagierung der „One World“ setzte das OWI bald auf den Einsatz des Mediums Film und engagierte Hollywood-Regisseure wie John Ford , John Huston oder Frank Capra für groß angelegte Filmproduktionen , in denen sowohl Soldaten als auch ArbeiterInnen in den Rüstungsfabriken auftraten , „to influence thinking , change opinion and effect con- duct.“ Karl-Heinz Pütz , Business or Propaganda ? American Films and Germany , 1942–1946. In : Ekke- hard Krippendorf ( Ed. ), The Role of the United States in the Reconstruction of Italy and West Germany , 1943–1949. Papers presented at a German-Italian Colloquium held at the John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien , Berlin , June 1980 (= Materialien 16 ), Berlin 1981 , 190 ; weiters : Winkler , Politics of Propaganda : The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 31 f. 456 Donaldson , Archibald MacLeish. An American Life , a. a. O., 362. 457 Winkler , Politics of Propaganda : The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 31 ff. ; weiters : Ohm- stedt , Von der Propaganda zur Public Diplomacy , a. a. O., 41. 458 Vgl. Winkler , Politics of Propaganda : The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 47. 459 Ebd., 76 ff. ; weiters : Richard W. Steele , Roosevelt , Marshall , and the First Offensive. The Politics of Stra- tegy Making , 1941–1942 , Diss., Johns Hopkins University 1969 , 152–165 bzw. 234–251 ; zit. nach : Steele , Preparing the Public für War , a. a. O., 1653. 460 Vgl. Winkler , Politics of Propaganda : The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 118 ff. 461 Oliver Rathkolb , Politische Propaganda der amerikanischen Besatzungsmacht in Österreich 1945 bis 1950. Ein Beitrag zur Geschichte des Kalten Krieges in der Presse- , Kultur- und Rundfunkpolitik. Bd. I , Diss., Univ. Wien 1981 , 37 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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