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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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131 „Our Country’s Call to Service“ tolerated“552  – hatte nur wenig Wirkung. So berichtete das „Bureau of Employment Security“ Ende 1941 , dass 51 Prozent von 282. 245 ausgeschriebenen Stellen „were barred to Negroes“.553 Auch die Armee betrieb aktive Diskriminierung durch Separierung und dadurch , dass be- stimmte Militärdienste für „farbige“ Rekruten gesperrt wurden ; selbst 200 Gewerkschaften verweigerten „Farbigen“ per Statut die Mitgliedschaft.554 Im liberalen akademischen Klima setzte es angesichts dieser Tatsachen deutliche Kritik an der Diskriminierung der Afroame- rikaner im demokratischen Amerika : „People all over the world have been horrified at the treatment which Jewish scholars , scientists , and artists have received at the hand of the Nazis , and they have been shocked that any civilized people could be so destructive of talent and skill. In many ways America’s practice is just as short-sighted though not sadistic or inhuman.“555 Im Bereich der Kindererziehung wurde , zum Zweck der Stärkung der nationalen Kampfbereitschaft auch unter den Kleinsten , im Schulunterricht verstärkt Informationen über die vernichtenden Folgen eines Sieges der Achsenmächte für Amerika gebracht. Für Schul- und Klassenbüchereien empfahl man besonders rezente Darstellungen des natio- nalsozialistischen Systems wie Douglas Millers „You can’t do business with Hitler“, Wal- lace Deuels „People Under Hitler“, Williams Shirers „Berlin Diary“, Anna Seghers „The Seventh Cross“, Paul Palmers „Denmark in Nazi Chains“, Arthur Koestlers „All Night Long“ oder Bücher zur amerikanischen Demokratie , wie zum Beispiel Archibald MacLe- ishs „Land of the Free“ anzukaufen und im Unterricht zu diskutieren.556 Darüber hinaus wurden die Lehrpläne der Colleges dezidiert an die Erfordernisse praktisch-technischer Fertigkeiten für die Kriegswirtschaft abgestimmt und das Lehrpersonal von Schulen und Universitäten zusätzlich zur Ausbildung von Arbeitern und technischen Spezialisten ( „Na- vy V–12 Program“ )557 für die seit Juli 1940 rapide anwachsende Kriegsindustrie heran- gezogen. Neben den Industrie-Trainingsprogrammen liefen auch die genannten Schul- Trainingsprogramme weiter , die sogenannte „Preemployment“-Kurse für Arbeitskräfte in Munitions- , Schiffs- und Flugzeugfabriken durchführten. Um die enorme Zahl558 der für 552 Zit. nach : Education in Wartime and After , a. a. O., 73. 553 Ebd. 554 Angesichts dieser Situation befasste sich sogar die „War Manpower Commission“ mit der Problematik. Manpower. One Tenth of the Nation. By Paul V. McNutt , Chairman of the War Manpower Commission , Washington D.C. 1942. Zit. nach : Education in Wartime and After , a. a. O., 73. 555 Ebd., 72. 556 Vgl. Ebd., 59 f. 557 Zur Ausbildung hochqualifizierter Spezialisten für die Navy wurden an 1941 spezielle Eignungstests lan- desweit an allen Schulen , Colleges und Universität durchgeführt ; die Ausbildung der Kandidaten erfolgte dann ebenfalls an Colleges und Universitäten. Vgl. The Second Nation-Wide Test for the ASTP and the Navy V–12 Program. In : School and Society , Vol. 58 , October 2 , 1943 , 252. 558 Bis Anfang 1942 wurden  – von insgesamt 18 Millionen ArbeiterInnen in der Rüstungsindustrie  – in öf- fentlichen Schulen immerhin 2,5 Millionen Arbeitskräfte mit für die Kriegsindustrie erforderlichen Skills ausgestattet. Vgl. William H. Johnson , Industrial Education in the War Program. In : School and Society , Vol. 55 , May 30 , 1942 , No. 1431 , 597.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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