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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 132 die Rüstungsindustrie benötigen FacharbeiterInnen in kürzester Zeit auszubilden , wur- den  – neben Schulungsmaßnahmen in den Rüstungsbetrieben selbst  – an Schulen , Be- rufsschulen und Erwachsenenbildungs-Einrichtungen nach dem beziehungsweise parallel zum regulären Unterricht Millionen an „skilled workers who are now employed making or servicing commodities like refrigerators , kitchen appliances , radios , washing machines“ in speziellen Trainings- und „Auffrischungskursen“ unterrichtet. Der enorme Arbeitskräftebedarf der Kriegsindustrie559 führte dazu , dass Firmen wie Lockheed oder Vega Aircraft Corporations in Los Angeles ab 1943 kombinierte „work- school-programs“ für Schüler im Alter zwischen 16 und 18 Jahren durchführten , wobei die- se alternierend einen Monat in der Fabrik  – bei regulärer Bezahlung  – oder einen Monat in der Schule verbrachten.560 1943 wurden an über 400 amerikanischen Universitäten und Colleges pro Semester rund 300. 000 Militärs in hochspezialisierten Kursen für ihren Kriegseinsatz ausgebildet.561 Mit dem im Juli 1943 begonnenen „Civil Affairs Training Schools“562-Programm wurde den Universitäten aufgrund der Nachfrage an gut geschultem Personal für die Militärstäbe in Europa  – Anfang 1943 waren in Nordafrika erste Militärbehörden installiert worden563  – die Ausbildung entsprechenden Militärpersonals übertragen. Nach der Einrichtung der ersten „Military-Government School“ an der University of Virginia in Charlottesville bereits im April 1942564 wurden an den Universitäten Yale , Harvard , Michigan , Chica- go , Stanford und Pittsburgh  – jede Universität war einer definierten Auslandszone zu- geordnet  – spezielle Ausbildungs- und Trainingsprogramme für Offiziere unter Leitung der Militärschule Charlottesville angesetzt. Die 2905 teils hochrangigen Offiziere ( „non combatants“ ) der späteren Militärbehörden in den zu besetzenden Gebieten erhielten hier a ) spezielle Schulung in Fremdsprachen , insbesondere Deutsch und Ostsprachen , aber auch in Geografie , Wirtschaftskunde , Recht , Ökonomie und Gesundheitswesen sowie b ) in „Personnel Psychology“; diese Gruppe bildeten rund 150 vorwiegend zivile Akademiker , die nach einem 24-Wochenkurs US-Militärcamps zugeteilt wurden , um dort als „educa- 559 Allein 1942 wurden 48. 000 Militärflugzeuge produziert ; für 1943 wurden als Ziel 125. 000 angegeben. Education in Wartime and After , a. a. O., 232. 560 Ebd., 379. 561 Raymond Walters , Statistics of Attendance in American Universities and Colleges , 1943. In : School and Society , Vol. 58 , December 25 , 1943 , No. 1153 , 484. 562 Zur selben Zeit wurde vom War Department auch eine eigene Civil Affairs Division ( CAD ) eingerichtet , welche die US-Militärregierung weltweit planen und koordinieren sollte. Vgl. James F. Tent , Mission on the Rhine. Reeducation and Denazification in American-Occupied Germany , Chicago  – London 1982 , 15. 563 Josef Leidenfrost , Die Amerikanische Besatzungsmacht und der Wiederbeginn des politischen Lebens in Österreich 1944–1947. Bd. 1 , Diss., Univ. Wien 1986 , 2. 564 Karl Bungenstab , Die Ausbildung der amerikanischen Offiziere für die Militärregierung nach 1945. In : Jahrbuch für Amerikastudien , 18 , 1973 , 199 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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