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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 134 Die kriegsbedingte Militarisierung des gesamten US-Bildungs- und Erziehungswesen fasste Präsident Roosevelt in einer Kongress-Rede 1944 anschaulich zusammen : “I understand that nearly the whole energies of the university have been drawn into the prepa- ration of American youth for the battlefield. For this purpose , all classes , courses have been transformed and even the most sacred vacations have been swept away in a round-the-year and almost round-the-clock drive to make warriors and technicians for the fighting fronts.”572 Unter der Herausforderung des „totalen Krieges“,573 wo es aus Sicht amerikanischer Bil- dungsfachleute , Wissenschafter und Politiker nicht nur um Sieg oder Niederlage , sondern um „either we or they“,574 um Demokratie oder Diktatur und damit um Freiheit oder Ver- nichtung ging , sollten die Schulen und sonstigen Bildungsagenturen des Landes  – ganz im Sinne der Deweyschen Vorstellungen  – in der gemeinsamen Anstrengung gegen den Feind zu Lern- und Werkstätten praktizierter Demokratie werden. Die bildungspolitische Herausforderung an das gesamte amerikanische Bildungswesen und deren Subordinierung unter militärische Imperative  – deren Folgewirkung man in ge- wissem Sinne als kriegsbedingte , binnenamerikanische „Reeducation“,575 als binnename- rikanische Demokratisierung 576 interpretieren könnte , die der Reeducation der Achsen- 572 Franklin D. Roosevelt , Message to Congress , January 11 , 1944. In : Representative American Speeches : 1943–1944 , a. a. O., 29. 573 Der 1938 in die USA emigrierte österreichische Historiker und spätere Professor am Cornell College , Eric C. Kollmann , analysierte den Zweiten Weltkrieg als ersten globalen , industriellen und zugleich „to- talen“ Krieg , der alle Bereiche der Gesellschaft umfasse und als globale Krise die Reevaluation westlicher Fundamente und Werte dringend erforderlich mache. „Consequently , no single individual can escape the war , whether physically , or psychologically , or spiritually. [ … ] What does that mean to American Educa- tion [ … ]. It means first , of course , that the schools are drafted , too , that education as usual is out. And , I think , not just for the duration.“ Eric C. Kollmann , The Nature of this War and American Education. In : School and Society , Vol. 57 , Saturday , February 20 , 1943 , No. 1469 , 203. 574 Our Country’s Call to Service , a. a. O., 2. 575 So verwies beispielsweise Ross Stagner in einem psychologischen Fachbeitrag zur Reeducation der durch Chauvinismus , Militarismus und Rassismus indoktrinierten Deutschen dezidiert darauf , dass Umerzie- hungsmaßnahmen dieser Art u. a. auch der amerikanischen Bevölkerung gut täten : „Our attention should not be drawn too much away from home while thinking along this line. Many inhabitants of the United Nations need a similar education toward replacing many established emotional patterns. Latent hostility against our Russian , British , and Chinese allies is still high , even if under cover.“ Ross Stagner , Peace- Planning as a Problem in the Psychology of Learning. In : The Journal of Abnormal and Social Psychology , 38 , 1943 , 189. 576 So wurde im Bereich des Militärs für die Stärkung der Moral der Rekruten und deren „Education“  – 1940 waren immerhin 55 % der Army-Rekruten „splendid isolationists“  – 1942 mit dem „Why We Fight“- Filmprogramm der Army Moral Branch begonnen , das der Regisseur Frank Capra als Leiter der „Film Production Section of Special Services Division“ ( SSD ) koordinierte. Jeder US-Soldat , der nach Europa einschiffte , musste diese Dokumentarfilme wie z. B. „The Nazi Strike“ [ 1943 ] obligatorisch ansehen , die ,
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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