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2. „Education for Victory“
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mit Hilfe eines erst einzurichtenden „World Bureau of Education“671 im Rahmen der United
Nations gewährleistet werden sollte.
Neben den bereits genannten Institutionen672 existierte eine Fülle weiterer ziviler Einrich-
tungen , die in der edukativen und kulturellen „Rehabilitierung“ ( unter Einschluss der sozialen
und ökonomischen Stabilisierung ) das zentrale politische Problem für eine dauerhafte demo-
kratische Friedenssicherung nach dem Krieg sahen. 1944 befassten sich allein in den Verei-
nigten Staaten rund 60 verschiedene zivile Gruppierungen673 beziehungsweise Institutionen
mit Fragen der „Educational Reconstruction“ beziehungsweise mit der „Reeducation“;
– ein
Begriff der sich unter dem Einfluss psychiatrischer und psychologischer Studien ab 1943 / 44 in
der zivilen Diskussion mehr und mehr durchzusetzen begann , bis er schließlich als Terminus
technicus in den Planungsszenarien für die militärische Besatzung Einzug hielt.
In die zivilen Planungen innerhalb des genannten „General Advisory Committee“ des
U.S. Department of State , das von Beginn an die Zusammenarbeit mit zivilen beziehungs-
weise privaten Institutionen und Organisationen suchte , wurden Anfang 1944 wichtige
Kooperationspartner einbezogen , indem das „American Council on Education“ unter
Vorsitz von Präsident George F. Zook das „Committee on International Education and
Cultural Relations“ gründete. Die Leitung dieser Studienabteilung ,674 die als eine Art zu-
sätzlicher „Think tank“ des U.S. State Departments unter anderem auch eine Reihe an Pu-
verlautete diesbezüglich : „[ … ] the schools must teach world citizenship and peace instead of petty nati-
onalism and hatred“. Henry S. Curtis , Wanted : An International Conference on Postwar Education. In :
School and Society , Vol. 59 , February 19 , 1944 , No. 1521 , 140.
671 Education and the United Nations , a. a. O., 38 f.
672 Hier noch einmal zum besseren Überblick : American Council on Education ( ACE ), CAME – Confe-
rence of Allied Ministers of Education , Educational Policies Commission , General Advisory Committee
on Post-War Programs , International Committee of Intellectual Co-operation , Joint Commission of the
London International Assembly and the Council for Education in World Citizenship , Liaison Commit-
tee for International Education , National Council on Education ( NCE ), National Committee on Educa-
tion and Defense , Universities Committee on Post-war International Problems.
673 So zum Beispiel : die Association of University Professors and Lecturers of the Allied Countries , umfasste
249 Mitglieder aus 17 Ländern und beschäftigte sich primär mit der Ausarbeitung praktischer Methoden
für die Aufgaben der Post-War-Education ; das private Institute on Reeducation of the Axis Countries ,
das 1944 als Sonderabteilung des U. S. Committee on Educational Reconstruction , mit Sitz in New York
gegründet wurde , und das sich aus Emigranten , Wissenschaftern und vereinzelten Mitarbeitern des Pro-
paganda-Geheimdienstes ( Office of War Information ) zusammensetzte [ siehe dazu die Ausführungen
am Ende von Kapitel 2 ] ; weiters das 1944 wiedergründete Institute of Intellectual Cooperation unter
Leitung von Henri Bonnet [ Henri Bonnet emigrierte 1942 in die USA und wurde nach dem Krieg Bot-
schafter Frankreichs in Washington D.C. ] , das ursprünglich 1924 gegründet worden war und zuvor im
Rahmen des Völkerbunds gearbeitet hatte ; oder das im Frühjahr 1944 gegründete Council for Democratic
Germany unter Leitung von Paul Tillich.
674 Weitere Angehörige des Studienkomitees waren Ben M. Cherrington , Stephen P. Duggan , Virginia C.
Gildersleeve , Waldo G. Leland , Carl H. Milam , Roscoe L. Wets und Howard E. Wilson. Siehe dazu :
Kandel , United States Activities in International Cultural Relation , a. a. O., 1.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741