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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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165 „Our Country’s Call to Service“ für die Psychiatrie und die Psychologie allgemein  – hier , wie auch Louise Hofmann meint , eine Möglichkeit , die eigene fachlich-wissenschaftliche Autorität durch Indienstnahme im Rahmen des nationalen Abwehrkampfes öffentlich aufzuwerten.715 In direkter Antwort auf den nationalsozialistischen „Weltanschauungskrieg“ gegen die USA und die dabei angewandten Methoden einer psychologischen Kriegsführung berief Präsident Roosevelt am 25. Juni 1941 seinen Freund und prominenten Wallstreet-Anwalt , William Joseph Donovan , zum „Coordinator of Information“ ( COI ), der ersten zentralen , halb-zivilen amerikanischen Geheimdienstabteilung. Bereits im August wurde innerhalb dieser Abteilung eine eigene „Research & Analysis Branch“ ( R & B ) unter Leitung von William L. Langer eingerichtet , in der eine große Zahl hochrangiger , teils emigrierter So- zialwissenschafter , Historiker , Ökonomen und Psychologen Basismaterial für „Intelligence Reports“ sammelten und evaluierten.716 Parallel dazu entstanden unter dem mit Donovan befreundeten Assistant Secretary of War , John McCloy , dem späteren Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungsmacht in Deutschland , kleine militärische Geheimdienst- einrichtungen717 wie die „Psychological Warfare Branch“, die 1943 nach mehreren Umbe- nennungen schließlich als „Psychological Warfare Division“ unter Leitung von Brigadier General Robert McClure gemeinsam mit dem OWI und dem britischen „Political Warfare Executive“ ( PWE ) in der „Psychological Warfare Division“ des „Supreme Headquarters Allied Expeditionary Forces“ ( PWD / SHAEF ) aufging.718 Nach der infolge der militärischen „Order“ Präsident Roosevelts erfolgten Umbenen- nung des COI in „Office of Strategic Studies“ ( OSS ) vom 13. Juni 1942 stand die Ge- 715 Hoffman , American Psychologists and Wartime Research on Germany , a. a. O., 264. 716 Arthur B. Darling , The Central Intelligence Agency. An Instrument of Government , to 1950 , Pennsyl- vania State University  – London 1990 , 8 f. Darunter befanden sich eine Reihe hochrangiger ( deutscher ) Geistes- und Sozialwissenschafter , die als Linksintellektuelle noch rechtzeitig in die USA flüchten konn- ten und hofften , innerhalb der „Central European Section“ der R & B mit ihrem historischen , politischen und soziologischen Wissen für einen demokratischen Neubeginn in Europa beitragen zu können. So u. a. Herbert Marcuse , der Verwaltungsjurist Franz L. Neumann , Otto Kirchheimer , Carl Schorske , Arthur Schlesinger oder Paul Sweezy. Vgl. Rainer Erd ( Hrsg. ), Reform und Resignation. Gespräche über Franz L. Neumann , Frankfurt a. Main 1985 , 153 ff. Innerhalb des OSS / R & B für Österreich zuständig waren Henry Mayer , Robert G. Neumann , Lorenz Eitner und Paul R. Sweet. Vgl. Oliver Rathkolb , Professo- renpläne für Österreichs Zukunft. Nachkriegsfragen im Diskurs der Forschungsabteilung Research and Analysis. In : Jürgen Heideking / Christoph Mauch ( Hrsg. ), Geheimdienstkrieg gegen Deutschland. Sub- version , Propaganda und politische Planungen des amerikanischen Geheimdienstes im Zweiten Welt- krieg , Göttingen 1993 , 168 ff. 717 So z. B. die Research Branch der U. S. Army Division of Morale unter Leitung von Samuel Stoffer. Vgl. Christopher Simpson , Science of Coercion. Communication Research and Psychological Warfare 1945– 1960 , New York  – Oxford 1994 , 26. 718 Vgl. dazu : Simpson , Science of Coercion , a. a. O., 23 ff. ; weiters : Siegfried Beer , Alliierte Planung , Propa- ganda und Penetration 1943–1945. Die künftigen Besatzungsmächte und das wiederzuerrichtende Ös- terreich , von der Moskauer Deklaration bis zur Befreiung. In : Das Burgenland im Jahr 1945. Beiträge zur Landes-Sonderausstellung 1985. Hrsg. v. Stefan Karner , Eisenstadt 1985 , 75.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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