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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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179 Exkurs : die österreichische Emigration in den USA Jedenfalls signalisierte Präsident Roosevelt in einer nationalen Radioansprache am 27. Mai 1941 einen Kurswechsel in der Österreichpolitik , indem er feststellte : „The attack on Czecho- slovakia began with the seizure of Austria.“ Des Weiteren ließ Roosevelt vage Bereitschaft erkennen , sich gegen die nationalsozialistische Aggressionspolitik zu wenden , allerdings mit einer Einschränkungsklausel : „We do not forget the silenced peoples [ … ]. But those people , spiritually unconquered : Austrian , Czechs , Poles , Norwegians , Dutchs , Belgians , Frenchmen , Greeks , Southern Slavs  – yes , even those Italians and Germans who themsel- ves have been enslaved  – will prove to be a powerful force in disrupting the Nazi system.“780 Mit dem definitiven Einschwenken der Regierung Roosevelt in eine gemeinsame „Anti- Hitler-Koalition“ mit Großbritannien im August 1941 und der Verlautbarung der „Atlan- tik-Charta“, die als erste westalliierte Richtlinie für eine spätere Nachkriegsordnung  – die Sowjetunion trat der Front erst im Dezember 1941 bei  – die „endgültige Vernichtung der nationalsozialistischen Tyrannei“781 als Ziel festlegte , veränderte sich , wenn auch mit erhebli- cher Verzögerung , schließlich auch die Haltung gegenüber dem okkupierten Österreich. Die politische Auseinandersetzung mit der Zukunft Österreichs blieb im weiteren Kriegsverlauf aber im Wesentlichen auf die „Schwächung Deutschlands , und nicht [ auf ] die Unterstützung einer österreichischen Nationalidee“782 ausgerichtet , sodass die alliierte Österreichplanung bis knapp vor Kriegsende lediglich ein „Nebenprodukt der Aufteilung Deutschlands“783 darstellte. Nach einer weiteren nationalen Radioansprache am 9. Dezember 1941 , zwei Tage nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour , in der Präsident Roosevelt die Gründe für den Kriegseintritt der USA erklärte , ordnete er Österreich jenen Ländern zu , die gewaltsam  – „without warning“  – von Hitler-Deutschland okkupiert worden waren.784 Ein weitere Klärung über den Status der künftigen US-Politik gegenüber Österreich ergab sich dann anlässlich einer Pressekonferenz , bei der der Secretary of State , Cordell Hull , hinsichtlich der bisherigen konfusen Position der US-Regierung in defensiv-vertei- digender Haltung mitteilte : “This Government very clearly made known its opinions as to the manner which the seizure of Austria took place and the relation of that seizure to this Government’s well-known policy toward the taking of territory by force. This Government has never taken the position that Austria was legally absorbed into the German Reich.”785 [ Hervorhebung d. Verf. ] 780 Wright , Attitude of the United States towards Austria , New York , a. a. O., 99. 781 Keesings Archiv der Gegenwart , 1945 , 1. Jänner , 11. 782 Fritz Fellner , Die außenpolitische und völkerrechtliche Situation Österreichs 1938. Österreichs Wie- derherstellung als Kriegsziel der Alliierten. In : Österreich  – Die Zweite Republik. Bd. 1. Hrsg. v. Erika Weinzierl / Kurt Skalnik , Graz 1972 , 64. 783 Ebd. 784 Wright , Attitude of the United States towards Austria , New York , a. a. O., 103. Vgl. auch : Keyserlingk , Austria in World War II , a. a. O., 22. 785 Wright , Attitude of the United States towards Austria , New York , a. a. O., 104.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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