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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 218 Zum vollständigen Takeover der US-Armee im Bereich der „Civil Affairs“-Planungen kam es durch den weiteren Kriegsverlauf und die Konkretisierung der „Overlord“-Inva- sionspläne Ende 1943. Unter dem Generalkommando von General Eisenhower richtete General Hilldring im Dezember in Shrivenham bei London ( später in Manchester ) ein „Civil Affairs Center“ für rund 1. 000 Offiziere ein ; aus diesem wurde unter anderem auch die SHAEF-„German Country Unit“ ( GCU ) gebildet ,944 in der eine kleine „Education and Religious Affairs Subsection“ unter gemeinsamer britisch-amerikanischer Expertise existierte , deren Leitung John Taylor , George Geyer und Marshall Knappen für die USA , sowie Donald Charles Riddy und Herbert Walker für Großbritannien innehatten.945 Die intensivierte Tätigkeit innerhalb des amerikanisch-britischen „Combined Civil Af- fairs Committees“ ( CCAC ) führte , nach der bisher wenig effizienten alliierten Besatzungs- planung , umgehend zu ersten militärischen Direktiven für Standard-Verfahrensweisen des zivilen Aufbaues in den besetzten Gebieten. Damit übernahmen nun die Militärs , vom SHAEF-Oberbefehlshaber Eisenhower top down bis zu den Besatzungsoffizieren im jewei- ligen Einsatzgebiet , die vollständige Veranwortung für den gesamten Bereich der Militärver- waltung , inklusive aller damit verknüpften Angelegenheiten ziviler Kontrollmaßnahmen.946 Die Kooperation zwischen dem War Department , der Civil Affairs Division ( CAD ) und dem State Department , das vom strategischen Entscheidungsprozess weitgehend aus- geschlossen blieb und lediglich die im engeren Sinne politischen Agenden supervidierte , verlief mit Fortdauer des Krieges und der bevorstehenden Invasion in der Normandie  – zumindest dem Wortlaut offizieller Dokumente nach  – weitgehend ohne größere Frik- tionen.947 In kontroversiellen Fragen oder bei sich abzeichnendem Widerspruch seitens der zivilen Beamten gegenüber den Militärs schaltete sich Präsident Roosevelt mehrmals höchstpersönlich ein , um die Verantwortlichen des State Department zum Gleichschritt aufzurufen ( „to keep in the linings of their hats“ )948  – so beispielsweise im Zusammenhang mit Detailfragen rund um die für die EAC revidierte Fassung des JCS 1067.949 944 Ziemke , The U. S. Army in the Occupation of Germany 1944–1946 , a. a. O., 80 f. 945 James Tent , Education and Religious Affairs Branch , OMGUS und die Entwicklung amerikanischer Bil- dungspolitik 1944 bis 1949. In : Heinemann ( Hrsg. ), Umerziehung und Wiederaufbau , a. a. O., 68. 946 Ebd., 33. 947 Für das vergleichsweise reibungslose Agieren zwischen CAD , dem State Department , der US-Botschaft in London und der EAC dürfte wohl auch das besonders gute Verhältnis zwischen General Hilldring  – dem späteren Assistant Secretary of State for Occupied Areas [ ! ]  – und James C. Dunn vom Office of European Affairs und dessen Mitarbeitern verantwortlich gewesen sein , deren Korrespondenz in einem ausnehmend freundlichen , zuweilen geradezu amikalen Ton gehalten war. Z. B. „My dear General Hill- dring [ … ]“. FRUS , Diplomatic Papers , 1944. Vol. 1 , General , Washington 1966 , 207. The Director of the Office of European Affairs ( James Clement Dunn ) to Director of the Civil Affairs Division of the War Department ( Hilldring ), Washington D.C., 5. April 1944 , 207. 948 FRUS , 1944 , Vol. 1 , a. a. O., 414. Memorandum by President Roosevelt to the Secretary of State [ Hon. E. R. Stettinius ] , 4. Dezember 1944. 949 So hatte James Riddleberger vom State Department in einem Memorandum Passagen am Entwurf des JSC 1067 moniert und Veränderungsvorschläge unterbreitet , die der Assistant Secretary of War , John McCloy ,
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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