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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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241 Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planungder US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 Nach der militärischen Wende durch die Schlacht von Stalingrad Anfang 1943 , in der auch zwei ‚österreichische‘ Divisionen aufgerieben wurden , mobilisierten die westalliierten mi- litärischen Geheimdienste alle Elemente der Psychologischen Kriegsführung gegen die Achsenmächte , um auf diese Weise die Moral der Deutschen zu schwächen und ein mög- lichst baldiges Ende des Krieges herbeizuführen. Nach Berichten des OSS über wachsende Kriegsmüdigkeit und Frustration in der öster- reichischen Bevölkerung1028 sowie zunehmenden passiven Widerstand und Sabotageakte im Bereich der Kriegsindustrie schien es aus Gründen der psychologischen Kriegsführung naheliegend , den Fokus der Propaganda auf Österreich zu konzentrieren.1029 So gab das vom britischen Kabinett im Juni 1943 angenommene Memorandum des Foreign Office die nach außen hin offiziell verlautbarte diplomatische Linie der projektierten Österreichpo- litik vor ; gleichzeitig existierte aber auch der geheime Entwurf eines psychologisch-strate- gischen Propagandapapiers , worin die Österreich-Erklärung lediglich unter dem Gesichts- punkt einer „psychological attack on the enemy“ gesehen wurde , um auf diese Weise den Widerstand gegen das NS-Regime zu unterstützen.1030 Signifikanterweise wurde Österreich auf der von den Sowjets einberufenen Moskauer Außenministerkonferenz im Oktober 1943 , wo hauptsächlich die Eröffnung einer zweiten Front im Westen thematisiert wurde , kaum erwähnt.1031 Lediglich im Schlusskommuni- qué der Konferenz vom 1. November 1943 wurde die „Moskauer Erklärung über Österreich“ aufgenommen , worin die Alliierten den „Anschluss“ annullierten , die Wiederherstellung eines freien und unabhängigen Österreich in Aussicht stellten und Österreich den Status des „ersten Opfers Hitler-Deutschlands“ zuschrieben1032  – allerdings mit dem in briti- schem Englisch formulierten Zusatz : 1028 Bereits im August 1941 hieß es in einem letzten Bericht des US-Konsulats in Wien , dass die Wiener Bevölkerung bereits kriegsmüde und „apathisch“ sei und nur noch 20 % das NS-Regime unterstützen würden , wohingegen 50 % bereits gegen das Regime eingestellt wären. Günter Bischof , Anglo-amerika- nische Planungen und Überlegungen der österreichischen Emigration während des Zweiten Weltkrieges für Nachkriegs-Österreich. In : Manfried Rauchensteiner / Wolfgang Etschmann ( Hrsg. ), Österreich 1945. Ein Ende und viele Anfänge , Graz  – Wien 1997 , 32. 1029 Keyserlingk , Austria in World War II , a. a. O., 134. 1030 Ebd., 137. Vgl. auch : Siegfried Beer , Alliierte Planung , Propaganda und Penetration 1943–1945. Die künftigen Besatzungsmächte und das wiederzuerrichtende Österreich , von der Moskauer Deklaration bis zur Befreiung. In : Stefan Karner ( Hrsg. ), Das Burgenland im Jahre 1945 , Eisenstadt 1985 , 70. 1031 Fellner , Die außenpolitische und völkerrechtliche Situation Österreichs , a. a. O., 70 ; weiters : Christian Stifter , Die Wiederaufrüstung Österreichs. Die geheime Remilitarisierung der westlichen Besatzungs- zonen 1945–1955 (= Wiener Zeitgeschichte-Studien , Bd. 1 ), Innsbruck 1997 , 20. 1032 Vgl. Bernhard Schausberger , Die Entstehung des Mythos Österreich als Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation , Dipl.-Arb., Universität Salzburg 1991.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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