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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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247 Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planungder US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 Der erste Teil des Memorandums betraf „longe-range interests and objectives of the United States“, der zweite „problems of the occupation period“.1060 Ohne an dieser Stelle auf Details einzugehen , liegt die Bedeutung dieses Papiers , neben der bereits beabsichtigten Aufteilung Österreichs in  – zum damaligen Zeitpunkt  – drei Besatzungszonen , darin , dass  – nach erfolgter Entmilitarisierung und personellen Säuberungen1061  – die Besatzungszeit möglichst kurz und der Übergang zu inter-alliierten zivilen Kontrollbehörden möglichst rasch erfolgen solle , mit der klaren Intention : „demonstrably seeking to establish democra- tic political life.“1062 Das politische Ziel war dezidiert auf die Entwicklung und Förderung einer demokratischen , eigenständigen Regierung gerichtet ( „development of sound demo- cratic self-government“ ).1063 Der angesprochene , kurzgefasste Annex ( „Policy Recommen- dations“ ) zum zitierten Memorandum empfahl nochmals nachdrücklich die umgehende ( „prompt“ ) Wiederherstellung Österreichs als unabhängiger Staat  – daher sollte die Mi- litärverwaltung der österreichischen US-Besatzungszone auch getrennt von Deutschland erfolgen  –, jedoch auf Basis eines erst zu erreichenden demokratischen Einstellungswandels in der Bevölkerung , der implizit freilich eine klare Westorientierung bedeutete : “This Government should support and use appropriate means to foster among Austrians more pronounced loyalty to an independent and democratic Austria under effective protection against external encroachments.”1064 [ Hervorhebung d. Verf. ] Bis Ende des Jahres 1944 kam es in Bezug auf Österreich allerdings zu keinen konkreteren Planungsschritten : noch im Dezember verlautete ein Memorandum der EAC , dass die Beratungskommission nun damit begonnen hat , erste Überlegungen hinsichtlich des ös- terreichischen „Problems“ anzustellen.1065 In der militärischen Großplanung für die besatzungspolitische Initialphase unmittelbar nach Kriegsende setzte sich die mit dem CCS 551 erstmals angesprochene , „andere“ Be- 1060 Ebd., 438. 1061 Das Memorandum ging hier von einem „komplexeren“ Sachverhalt als in Deutschland aus , zumal eine Rückkehr zum „Fascist character of much legislation under the Dollfuss-Schuschnigg regime“ [ sic ] völ- lig ausgeschlossen sei. Des Weiteren wurden im Hinblick auf personale ‚Säuberungsmaßnahmen‘ sowohl die Entnazifizierung als auch die Eliminierung der faschistischen Wurzeln der österreichischen Regie- rungsdiktatur unter Dollfuß und Schuschnigg in den Blick genommen : „The essential predicate [ … ] will be the elimination of the fascist vestiges of the Dollfuss-Schuschnigg regime and the destruction of Nazi authoritarianism.“ Ebd., 441. 1062 Ebd., 445. 1063 Ebd., 441. 1064 FRUS , 1944 , Vol. 1 , 447. Memorandum by the Committee on Post-War Programs , „Summary : The Treatment of Austria : Policy Recommendations“, [ Washington D.C. ] , 21. Juni 1944. 1065 „The Commission has now begun its consideration of Austrian problems [ … ]“. FRUS , 1944 , Vol. 1 , 478. Memorandum by the United Kingdom Representatives to the European Advisory Commission ( Strang ), „The Establishment of Self-Government for Austria“, London , 14. Dezember 1944.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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