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Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planungder US-Militärstäbe 1943 / 44š1945
Aber auch innerhalb der militärischen Planungsstäbe scheint es zu ernstzunehmenden
Konflikten und Grabenkämpfen im Hinblick auf die Auslegung der bisher vorliegenden
Planungsdokumente gekommen zu sein. So beschwerte sich etwa General Hilldring vom
War Department in Washington ( CAD ) im Februar 1945 bei Brigadegeneral Cornelius W.
Wickersham ( USGCC ) als Generalverantwortlichem auch für die US Group CC / A darü-
ber , dass dessen Mitarbeiter sich bei der Ausarbeitung der Pläne für die Militärverwaltung
nicht an die Vorgaben halten würden :
“I have sensed a lack of willingness among certain of our people in London to accept and
follow the clearly laid down policies established in Washington on the highest levels [ … ]. I
would like to suggest that you employ every means to make certain that the officers under your
command understand that the policy of the United States with respect to the Military government
of Germany is presently laid down in J. C. S. 1067 , and must be followed in letter and spirit. It is
particularly important that your officers should be advocates of 1067 and under no circumstances
critical of its politics. [ … ] There is no friction or discord between the Departments of the Gov-
ernment back home on theses issues , and , so far as I know , no differences between responsible
U.S. officials in London and their home agencies. I am sure you will agree with me that any
public impression to the contrary would be disastrous to our cause.”1096 [ Hervorhebung d.
Verf., Unterstreichung im Original ]
Nach diesem sehr deutlichen Schreiben General Hilldrings rief Wickersham š obwohl
selbst inhaltlich anscheinend nur wenig davon überzeugt
š seine ihm unterstehenden „Divi-
sion Directors“ zur Räson und zur Befolgung der harten „Indoktrinierungs“-Vorschrift auf :
“It is desired that the foregoing information be brought to the personal attention of every of-
ficer in your Division. The importance of JCS-1067 will be re-emphasized to the end that they
will become thoroughly indoctrinated with the full understanding that this document in not
merely to be followed in our planning , but that each officer must be a sincere advocate of 1067 ,
and under no circumstances critical of its policies. [ … ] It is further desired that new officers
reporting for duty be given similar indoctrination , so that it cannot be said that any member of
this Command does not give full and active support to JCS-1067 [ … ]”.1097
Interessanterweise schien dann selbst das in Caserta ausgearbeitete SACMED-Militär-
handbuch für Österreich dem SHAEF Generalkommando unter Eisenhower zu „öster-
1945š1949 , Microfilm-Collection Congressional Information Service , edited by Gary H. Tsuchimochi ,
Tokyo 1991 ( Bestand Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien , Bibliothek ), 1-A-2.
1096 NARA II , RG 260 , OMGUS š ECR , Box 88. Brigadier General C. W. Wickersham , US Group CC ,
Memorandum to Division Directors ( Personal ) š Advocacy of JCS-1067 [ Secret ] , 17. Februar 1945 , 1.
1097 Ebd.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741