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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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279 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Wie es jedoch schon in einem der ersten amerikanisch-britischen Entwürfe zum Hand- buch für die künftige Militärregierung hieß  š und daran sollte sich bis April 1945 wenig ändern  š, ging es , abgesehen von strikten Entnazifizierungs-Maßnahmen , nicht darum , dem österreichischen Bildungswesen eine neue Struktur zu geben : “It is the policy of AMG Austria to facilitate the rehabilitation of legitimate Austrian education along the lines in keeping with Austrian precedent and tradition , including restoration to the pre-1938 character and condition of institutions so thoroughly Nazified as to have lost all ap- parent resemblance to their original character. It is not the policy of AMG Austria to reform Austrian education by proposing or enacting new legislation , creating new kinds of schools , or other educational devices , setting up new schemes of administration and control which are unfamiliar to Austrians or clearly out of line with recent ( up to 1938 ) Austrian thought in edu- cational matters.”1202 [ Unterstreichung im Original ] Das galt freilich auch für die Universitäten , die auf Grundlage des Gesetzes zur „Organi- sation der akademischen Behörden“ von 18731203 und der damit verbundenen Autonomie , Privatrechtsfähigkeit und Selbstverwaltung wiedereröffnet wurden  š „with the rectors and deans elected by the faculties and only nominal control by the Ministry of Education.“1204 Damit verstanden sich die Universitäten keineswegs nur als staatliche Einrichtungen son- dern über das Hochschulorganisationsgesetz von 1955 hinaus auch als „selbständige juristi- sche Personen im historisch gewordenen Sinn und Umfang.“1205 1202 NARA II , RG 260 , OMGUS ECR , Box 98. Supreme Headquarters Allied Expeditionary Forces , G-5 Division ( SHAEF / G-5 / PCS / Fwd / 558 / 1 ), Austrian Handbook , Draft , July 1944 , 9. Ebd. 1203 Dieses Gesetz war dem provisorischen Gesetz über die Organisation der akademischen Behörden 1849 von Minister Graf Leo Thun-Hohenstein gefolgt , das sich an der preußischen Ordinarienuniversität mit klassischer Rektoratsverfassung und ( vier ) Professorenkollegien orientierte. Der Akademische Senat wurde mit diesem Gesetz zur obersten akademischen Instanz , dem neben dem Disziplinarrecht über alle Mitglieder der Lehrerkollegien auch die Diensthoheit über die Universitätsbediensteten zustand. Das Universitätsorganisationsgesetz von 1873 regelte die bisherige provisorische Autonomie der Universi- täten als staatliche Selbstverwaltungskörper definitiv , wobei die Universitäten durch Herauslösung aus dem Einflussbereich der katholischen Kirche direkt an den Staat und seine ministerialen Behörden ge- bunden wurden. Ab nun war das Unterrichtsministerium bzw. der Unterrichtsminister oberste Instanz und Aufsichtsbehörde über die Universitäten. Siehe dazu : Günther Winkler , Die Rechtspersönlichkeit der Universitäten. Rechtshistorische , rechtspolitische und rechtstheoretische Untersuchungen zur wissen- schaftlichen Selbstverwaltung , Wien  š New York 1988 , 240 ff. ; weiters : Sascha Ferz , Ewige Universitäts- reform. Das Organisationsrecht der österreichischen Universitäten von den theresianischen Reformen bis zum UOG 1993 (= Rechts- und Sozialwissenschaftliche Reihe , Bd. 27 ), Frankfurt a. Main et al. 227 f. ; Manuel P. Neubauer , Rektor und Rektorat im UG. Universitätsrechtliche und universitätspolitische Be- trachtungen der operativen Führung österreichischer Universitäten , Dipl.-Arb., Univ. Graz 2009 , 5 ff. 1204 NARA II , RG 260 , USACA Historical File , Box 31 , Folder 253. United States Allied Commission for Austria. History. Part II. V-E Day to End of 1945 , 235. 1205 Winkler , Die Rechtspersönlichkeit der Universitäten , a. a. O., 267.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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