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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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287 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Eine nicht uninteressante , freilich subjektive Innenansicht auf den doktrinären Wissen- schafts- und Forschungsbetrieb im Bereich der Jurisprudenz während der NS-Zeit liefert eine kurze Passage des POW-Berichts , den allem Anschein nach Heydte selbst verfasst hat und worin er auf den eingeschränkten Zugang zu wissenschaftlichen Ressourcen und die Limitation durch unhinterfragbare Dogmen verweist.1237 Hinsichtlich des Wiederaufbaues des Bildungs- und Universitätsbereiches waren sich die national-konservativen POW’s über die Notwendigkeit entsprechend tiefgehender ‚Säuberungsmaßnahmen‘ einig.1238 Neben der ‚Säuberung‘ aller Lehr- und Unterrichtsma- terialien sei vor allem , wie Heydte meinte , der Personalbereich einer genauen Prüfung zu unterziehen : „A clean sweep should be made of all Party Professors and Party chairs so as to prevent the infiltration of politically undesirable teachers.“1239 Und POW Oberst Kurt Hesse , Professor für Militärgeschichte und Ökonomie an der Universität Berlin , sprach sich , neben etwas hölzern artikulierten Säuberungsvorschlägen , auch für einen Austausch und eine Kooperation mit englischen beziehungsweise amerikanischem Lehrpersonal so- wie  – angesichts der voraussichtlichen universitären Personalknappheit  – für die Rückho- lung vertriebener Professoren aus : “The personnel of the Reichserziehungsministerium to be purged. All Nazis be replaced by humanists [ … ]. Suspension of all political teacher organizations. [ … ] Discouragement of an which centuries NAPOLEON and CROMWELL  – of whom many had never heard  – lived. All , however , knew when HITLER was born.“ [ Versalien im Original , d. Verf. ] NARA II , RG 260 , OMGUS ECR , Box 28. PW Paper 99 , CSDIC ( UK ), „German Universities under National-Socialism“, [ 28. Mai 1945 ] , 9. 1237 „For example , whatever one’s personal attitude towards KELSEN may be , anyone who wishes to study law in GERMANY must analyse his works , but this was impossible in Nazi GERMANY as all his books had been eliminated. Even if a scientist had access to the sources mentioned [ libraries , foreign publica- tions , d. Verf. ] he was not able to work fully. He was tied down by certain Nazi doctrines which he was not allowed to consider but which had to be be accepted as dogmas. One of these dogmas consisted in a conception of the law as giving statutory force to any rule thought to benefit the community ( thus de- nying natural right ): another was the Nazi teaching that national law takes precedence over international law ( which is derived only from national law supposed to be binding only when necessary ); yet another extravagant Nazi thesis was that Roman law was alien and degenerate. Anyone who did not agree with these dogmas had , unless he was a mere parrot-like repeater of paragraphs of the law , to be a mental contortionist in his lectures and writings  – an action unworthy of a scientist.“ [ Versalien im Original , d. Verf. ] NARA II , RG 260 , OMGUS ECR , Box 28 , PW Paper 99 , CSDIC ( UK ), „German Universities under National-Socialism“, [ 28. Mai 1945 ] , 11. 1238 Darüber hinaus waren sich die Befragten lediglich hinsichtlich der Notwendigkeit einer besseren Bezah- lung von Forschungsassistenten und Dozenten einig , die einzige Verbesserung , die während des NS-Re- gimes erzielt worden sei : „All PWs agree that the improved conditions of payment for research assistants as well as for the young Dozenten  – so badly needed for such a long time  – were generally considered the only valuable achievement of Nazi University policy.“ NARA II , RG 260 , OMGUS ECR , Box 28 , PW Paper 99 , CSDIC ( UK ), „German Universities under National-Socialism“, [ 28. Mai 1945 ] , 12. 1239 Ebd., Appendix I , ii.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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