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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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303 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung laut Statut grundsätzlich keine politische Aktivität entfalten dürften , wobei die weitaus größere Zahl der Studierenden ohnehin keine parteipolitische Bindung habe.1301 Unge- achtet der Tatsache , dass „aktive Nazis“ von der Inskription ausgeschlossen seien , gebe es doch  – obwohl zur Zeit keine Evidenz über subversive Aktivitäten bestehe  – klare Indizien für die Existenz altvorderer , rechtsradikal-nazistischer Studenten innerhalb einer Studen- tenfraktion : “A number of former Nazis and Nazi sympathizers are presumably among the People’s Party students.”1302 Eine Vergleichsstatistik zur zitierten Tabelle findet sich in einem  – auf Drängen des „Alli- ierten Denazifizierungsbüros“ nach „erschöpfender Auskunft“  – von Staatssekretär Franz Honner am 13. Dezember 1945 vorgelegten Entnazifizierungsbericht , der vom „Staatsamt für Volksaufklärung , für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten“ für die Generaldirektion für öffentliche Sicherheit im Innenministerium zusammengestellt wurde. Aufgelistet wurden darin alle bisher aus dem Dienst „entlassenen ehemaligen Nationalsozialisten ( § 4 des Verbotsgesetzes )“, alle „aus demselben Grunde Pensionier- ten“, alle „aus demselben Grunde außer Dienst gestellten Beamten“, alle im Dienst ste- henden öffentlichen Bediensteten , die derzeit „nicht zu dem im § 4 des Verbotsgesetzes beschriebenen Personenkreis gehören“, alle öffentlichen Bediensteten , die „derzeit noch in Verwendung stehen , obgleich sie unter die im § 4 des Verbotsgesetzes genannten Per- sonen fallen“ sowie letztlich alle „der unter dem nationalsozialistischen Regime aus dem Staatsdienst entfernten Beamten ( Entlassenen oder Zwangspensionierung )“.1303 Bereits jedenfalls gänzlich anderes Zahlenmaterial. So waren im Sommersemester 1945 insgesamt 4. 195 Stu- dierende inskribiert. Davon entfielen auf die Katholisch-Theologische Fakultät 56 , auf die Evangelisch- Theologische Fakultät 4 , auf die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 626 , auf die Medizinische Fakultät 1. 588 und auf die Philosophische Fakultät 1. 921. Im Vergleich dazu sahen die Inskriptionszif- fern in den Jahren bzw. Dekaden zuvor folgendermaßen aus : Sommersemester 1924 : 8. 074 Wintersemester 1937 / 38 : 9. 180 Wintersemester 1944 / 45 : 3. 446 Siehe dazu : Recordings of the U. S. Department of State relating to the Internal Affairs of Austria 1945–1954 ( Mikrofilm-Bestand / Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ), Decimal File , Reel 6 , Major Leigh M. Lott , Internal Affairs Division / Education Branch , USFA , Report of First Visit to the University of Vienna [ 26. September 1946 ] , 14 October 1945 , 4. 1301 Wohl nicht auf allzu präziser Datengrundlage beruhend wurde dabei vermutet , dass in Summe rund 500 Studierende Mitglieder einer der drei politischen Parteien wären , wovon 250 der ÖVP , 150 den Kom- munisten und 100 den Sozialisten zuzurechnen seien. Ebd., 3. 1302 Ebd., 3. 1303 Österreichisches Staatsarchiv ( ÖSTA ), Staatsamt für Volksaufklärung , für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten. Republik Österreich , Staatsamt für Inneres. GZ 1739  – Pr. 45 , Gen.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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