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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 316 ersten Besprechung hatte Adamovich um materiale Unterstützung bei dringenden Repa- raturarbeiten gebeten , und Colonel Featherstone hatte , soweit möglich , größtmögliche Unterstützung zugesagt.1347 Rektor Adamovich , der bereits zuvor in einem Schreiben an den „sehr verehrten Herrn Major“ mitteilen musste , dass trotz seines persönlichen Schrei- bens ein „sehr beleibter Offizier“ des „Vienna Area Command“ das Ansuchen um Zuwei- sung von Baumaterialien ( Glas für das Dach der Universitätsbibliothek ) und Kohle für die Universität sofort  – „ohne das Schriftstück [ … ] durchzusehen“1348  – abwies , berichtete Major Lott von der neuerlich erfolglosen Vorsprache eines Beamten der Universitäts-Ge- bäudeverwaltung. Der stellvertretende Leiter der Education Branch zeigte sich „über das mangelnde Ergebnis dieser Intervention sehr betreten“ und erkundigte sich sogleich nach dem Namen des amerikanischen Offiziers.1349 Nach weiteren Unterredungen war das Ergebnis für die Universität schließlich über- aus positiv : im „Auftrage des Amerikanischen Hauptquartiers , Education Branch ( Major Lott )“ gestattete sich Rektor Adamovich , dem Bürgermeister von Wien die Bitte vorzu- tragen , täglich mindestens ein Lastauto für „den täglichen Antransport von Baumateriali- en“ zur Verfügung gestellt zu bekommen und wies Theodor Körner eigens darauf hin , das amerikanische Kommando habe erklärt , „dass diese Maßnahme dem eigenen Wunsche entspreche , da auch die amerikanischen Behörden das dringendste Interesse an dem Wie- deraufbau der Universität haben.“1350 Gegenüber Repräsentanten der britischen Besatzungsmacht in der Steiermark , die sich bei Rektor Adamovich im Oktober 1945 über den Fortgang der ‚Säuberungsmaßnahmen‘ an der Universität Wien erkundigten und diesem gelegentlich eines Gespräches mitteilten , dass in Graz rund 50 Prozent der Professorenschaft entlassen beziehungsweise pensio- niert werden musste , erklärte Adamovich , dass die Entnazifizierung des Lehrkörpers an der Universität Wien mit großer Strenge durchgeführt werde und dass „dies eine Härte bedeute , da an der Wiener Universität alle Parteigenossen und Parteianwärter enthoben wurden. Es müsse unbedingt ein Ausgleich gefunden werden , vor allem sollten Professoren , die nur formal einer Partei angehört hatten und auf die die Universität Wien Wert lege , wieder zurückkommen können.“1351 Die Wiedereinsetzung der durch die Nationalsozia- listen vertriebenen Universitätslehrer schien dem Nachkriegsrektor der Universität Wien im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen und forschungspolitischen Neubeginn allerdings kein Anliegen gewesen zu sein. 1347 UAW , Rektoratsakten , Akademischer Senat , 455–1944 / 45 , W. B. Featherstone , USFA , Internal Affairs Divsion  – Education Branch , 5. Oktober 1945. 1348 UAW , Rektoratsakten , Akademischer Senat , 455–1944 / 45 , Schreiben von Rektor Adamovich an Major Leigh M. Lott , 17. Oktober 1945 , 1. 1349 UAW , Rektoratsakten , Akademischer Senat , 455–1944 / 45 , Protokoll über die Sitzung des Akade- mischen Senats der Universität Wien , 20. Oktober 1945 , 4. 1350 UAW , Rektoratsakten , Akademischer Senat , 455–1944 / 45 , 7. November 1945. 1351 Zit. nach : Pfefferle / Pfefferle , Glimpflich entnazifiziert , a. a. O., 32.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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