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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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325 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung erachtet , „möglichst bald [ … ] Klarheit zu gewinnen“, wer für eine „aktive Verwendung in Frage kommt“, zum anderen signalisierte man deutlich , dass ein kulantes Vorgehen manchmal angebracht wäre : „Wenn Bedarf im allgemeinen und unter Berücksichtigung des besonderen Falles vorhanden ist , wenn ein entsprechender Dienstposten zur Verfügung steht und wenn es die Lage des Falles auch sonst gestattet , ist unter Bedachtnahme auf alle sonst hierfür maßgebenden Umstände die Verwendung ( Übernahme auf einen neuzubildenden Personalstand ) des betreffenden Be- diensteten in Betracht zu ziehen.“1390 Als oberste Kontrollinstanz wurde im Dezember 1945 , ebenfalls im Bundeskanzleramt , die sogenannte „Sonderoberkommission“ eingerichtet , die als „zweite Instanz“  – unter dem Vorsitz des Bundeskanzlers beziehungsweise seines Stellvertreters Dr. Heinrich Mon- tel  – Entscheidungen über Berufungen gegen die Erkenntnisse der Sonderkommissionen I. Instanz zu treffen beziehungsweise neuerliche Überprüfungen anzuordnen hatte.1391 Diese Sonderoberkommission gliederte sich ihrerseits in 15 Senate , wobei der Senat VI die „Öffentliche[ n ] Lehrpersonen und sonstige Bedienstete[ n ] an Schule[ n ] außer an Hoch- und Mittelschulen“ umfasste , Senat VII hingegen Lehrer und sonstige Bediens- tete an Hoch- und Mittelschulen.1392 Die Tätigkeit der Sonderoberkommission wurde jedoch erst im Verlauf des Jänner 1946 , nachdem die Mitglieder der Senate bestellt waren , aufgenommen. An dieser Stelle ist hervorzuheben , dass die alliierte Kontrolle der österreichischen Säu- berungsmaßnahmen  – trotz allmählich spürbar werdender geostrategischer Konflikte1393 und Friktionen im Vorfeld des Kalten Krieges und der damit einhergehenden Degradie- rung von Entmilitarisierung und Entnazifizierung auf bald inhaltsleere Formeln  – durch schwerwiegende Vorkommnisse beziehungsweise die Säumigkeit österreichischer Stellen regelrecht herausgefordert wurde und , zumindest temporär , zu einem konsensualen Vor- gehen aller vier Besatzungsmächte führte.1394 1390 Ebd., 2. 1391 ÖSTA / AdR , Bestand 04 , BKA , Präs. I , Kt. 3 , Bericht der Sonderoberkommission zur Note der Alliier- ten Denazifizierungsabteilung vom 19. März 1946 , D / 2. Kopie im Besitz d. Verfassers. 1392 Sektion III , Abt. 7 des Senats VII war für die Hochschulen und Universitäten zuständig. ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , 47161 / IV / Pb / 1946 , Sonderoberkommission beim BKA , Zuständigkeit der Senate VI und VII ; an das Bundesministerium für Unterricht , Anhang , 3. Kopie im Besitz d. Verfassers. 1393 So zum Beispiel im Bereich der ursprünglich von den alliierten Besatzungsmächten gemeinsam projek- tierten Entmilitarisierung des Landes , eine Frage , zu der sich die Fronten langsam zu verhärten began- nen. Vgl. dazu Christian Stifter , Die Wiederaufrüstung Österreichs. Die geheime Remilitarisierung der westlichen Besatzungszonen 1945–1955 (= Wiener Zeitgeschichte-Studien 1 ), Wien 1997 , 45 f. 1394 Bis November 1945 beschränkte sich die Tätigkeit des interalliierten Denazifizierungskomitees auf kurze , zumeist repetitive Darstellungen über den Status quo. Der erste derartige ‚Bericht‘ ( eigentlich nur
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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