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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 332 den Nationalsozialismus eingetreten ist , sein Lehramt weiter ausüben würde ?“1413 [ Kursiv im Original , d. Verf. ] Aber zurück zum besagten Richtlinien-Bericht der BKA-Sonderoberkommission. Unter den bemängelten Vorgehensweisen wurde weiters angeführt , dass manche positive Er- kenntnisse mit der Formel begründet worden seien , dass gegen den betreffenden Bediens- teten „nichts Nachteiliges vorliegt“. Laut Sonderoberkommission enthielte eine derartige Begründung aber „einen inneren Widerspruch. Das ‚Nachteilige‘ im Sinne des Verbotsge- setzes besteht eben in der Zugehörigkeit zur NSDAP usw. Eben weil dieses ‚Nachteilige‘ vorliegt , wurde das Verfahren vor der Sonderkommission durchgeführt.“1414 Auch in diesem Zusammenhang ist nochmals die Schrift der „Demokratischen Hoch- schullehrer“ als eines der raren Dokumente jener Zeit heranzuziehen , in dem sich eine kritische Gegenstimme zum damaligen Entnazifizierungsprozedere im Bereich der aka- demischer Lehrberufe manifestiert  – so sie überhaupt öffentlich bekannt wurde. In dieser Schrift wurde die Auffassung vertreten , dass die rechtliche und moralische Seite in der Aufgabenstellung der „Überprüfungskommissionen“1415 im Fall der Hochschullehrer vor keiner besonderen Schwierigkeit stehe , da hier , wie sonst bei keinem anderen Berufszweig , „die Gefahr , durch ein Generalisieren unrecht zu tun , geringer ist als sonst.“ Wohl im Wis- sen um die realen Vorgänge an den Universitäten gab die Vereinigung der „Demokrati- schen Hochschullehrer Österreichs“ in Bezug auf die Entnazifizierung des Lehrpersonals ein klare Empfehlung : „Die Überprüfungskommissionen gehen nach dem Grundsatz der Unterscheidung von ‚belas- teten‘ und ‚unbelasteten‘ Parteigenossen vor. Dem ist im allgemeinen nichts entgegenzuhalten , im besonderen Fall der Hochschullehrer und beruflich verwandter Akademiker in leitenden Stellungen ist er aber ganz unbrauchbar. Der Universitätsprofessor , der Parteigenosse war , ist eben eo ipso schon belastet , und vor der Diffamierung kann ihn keine Entregistrierung , keine ‚Durchschleusung‘ bewahren.“1416 1413 Die Wehrlosen. Zum Problem der nationalsozialistischen Hochschullehrer. Vereinigung demokratischer Hochschullehrer Österreichs , Wien 1946 , 13. 1414 ÖSTA / AdR , Bestand 04 , BKA , Sonderoberkommission. Richtlinien für die Sonderkommissionen I. Instanz , 22. Mai 1946 , 10. Kopie im Besitz d. Verfassers. Ebd., 11. 1415 Fallweise findet sich in den Akten dieser Terminus mit Bezug auf die „Sonderkommissionen“. Allerdings wurden erst mit dem Nationalsozialistengesetz von Februar 1947 an Stelle der bisherigen Sonderkom- missionen nunmehr „Überprüfungskommissionen“ als „besondere Kommissionen“ in den Bundesmini- sterien eingerichtet , die über die Zulassung von Minderbelasteten in Form von Einzelfallprüfungen zu entscheiden hatten. Vgl. Stiefel , Entnazifizierung , a. a. O., 146. 1416 Die Wehrlosen. Zum Problem der nationalsozialistischen Hochschullehrer. Vereinigung demokratischer Hochschullehrer Österreichs , Wien 1946 , 9.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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