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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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339 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Chrystal , wenn die Umstände es erforderten , auch eine gewisse „Wartezeit“ vorschreiben , „nach deren Ablauf der Fall aufs neue in Behandlung genommen werden könnte“;1441 Vor- schläge , die vom Unterrichtsministerium dann auch exakt übernommen wurden. Ins Auge fällt auch die geradezu barocke Art , mit der McChrystal das „gemeinsame“ Vorgehen un- terstrich ( in deutscher Übersetzung ): „Es liegt mir daran , nochmals zum Ausdruck zu bringen , wie sehr ich den Geist erspriesslicher Zusammenarbeit zu würdigen weiss , welcher von Ihnen und Ihren Kollegen bei unserem ge- meinsamen Bemühen eine befriedigende Lösung dessen zu finden , was wirklich ein gemein- sames Problem ist.“1442 Ungeachtet derartiger ‚Fraternisierungen‘ formierte sich zunehmend alliierter Druck , dies- mal von sowjetischer Seite im Hinblick auf die Situation an den Wiener Schulen. So richtete der sowjetische Volkskommissar für nationale Verteidigung der Militärregierung in Wien , General Nikolaj Lebedenko , am 29. Dezember 1945 ein Schreiben an Bürgermeister Theodor Körner , in dem er wissen ließ , dass die Schulen nach wie vor „in beträchtlichem Maße von nationalsozialistischen Elementen durchsetzt“ sind. „Über 400 Lehrkräfte sind frühere Mit- glieder der nationalsozialistischen Partei. [ … ] In Anbetracht des akuten Lehrermangels will ich nicht auf ihrer unmittelbaren Entfernung bestehen , aber ich empfehle Ihnen , eine Kom- mission zu bilden , welche um den 10. Jänner 1946 bestimmen sollte , welche dieser Lehrkräfte aktive Mitglieder der nat. soz. Partei gewesen sind. Diese Lehrer sollen ohne Verzögerung entlassen werden , ohne Rücksicht auf die Möglichkeit , sie zu ersetzen oder nicht.“1443 Aber auch hinsichtlich der Entnazifizierung der Universitätsprofessoren kam es , nach- dem es schon im Sommer 1945 einzelne kleinere kritische Zeitungsartikel gegeben hatte , im November und Dezember 1945 in der Wochenzeitung Wiener Montag1444 erstmals zu heftigen öffentlichen Anschuldigungen. Unter der Überschrift „Rückkehr von Nazipro- fessoren an die Wiener Universität ?“ berichtete die Zeitung , dass von Prorektor Richard Meister und Dekan Wilhelm Czermak1445  – in der Zwischenkriegszeit beide Mitglieder 1441 ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , Präsidium ( GZ. 401–12500 ), Ktn. 5 , GZ. 982-Präs. / 46 , Bundesmini- sterium für Unterricht , 1. Februar 1946 ( Besprechung mit McChrystal vom 28. Jänner 1946 ), 1 f. 1442 Ebd., 2. 1443 ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , Z. 5. 833 / 1946 , Sowj. Volkskommissar für nat. Verteidigung , Militär- regierung in Wien , Nr. 910 , 1. Kopie im Besitz d. Verfassers. 1444 Eigentümer und Verleger der Zeitung war die „Französisch-österreichische Verlagsgesellschaft“ mit Sitz in der Mariahilferstraße 47 ; verantwortlicher Redakteur war Franz Ebenstein. 1445 Wilhelm Czermak ( 1889–1953 ) österreichischer Ägyptologe ; Assistent bei Hermann Junker an der Universität Wien ; ab 1911 / 12 Grabungsassistent der österreichischen Ausgrabungen bei den Pyrami- den in Gizeh unter der Leitung von Junker , der 1923 das Institut für Ägyptologie und Afrikanistik an der Universität Wien gründete. Nach seiner Habilitation im Jahr 1919 wurde Czermak im September 1925 zum ao. Professor für Afrikanistik an der Universität Wien bestellt und folgte im Oktober 1931 ,
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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