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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 350 Hans Mayer. Die Senate legten ihre Beurteilungen der übergeordneten Kommission , die am Dekanat oder Rektorat amtierte , vor.1492 Die Professoren wurden , wie bereits erwähnt , direkt von der Hochschul-Sonderkom- mission des Unterrichtsministeriums überprüft , die unter der Leitung des für das Hoch- schulwesen zuständigen , als unberechenbar und hocharistokratisch-skurril beschriebenen Sektionschefs Skrbensky1493 und seinem Stellvertreter Hans Kenda stand ; ihr gehörten noch jeweils zwei Ordinarien der Universitätsfakultäten beziehungsweise Hochschulen ( inklusive zweier Ersatzmänner ) als Beisitzer an , wobei einer von der Gewerkschaft der öffentlich Bediensteten ernannt wurde.1494 page der Universität Köln unter „Rektorenportraits“ zu lesen steht , „z. B. dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund verbot , eine Anschlagtafel im Gebäude der Universität anzubringen“; Planitz ist ein Beispiel für so manch ungewöhnliche Kontinuität reichsdeutscher Professoren , die nicht , wie im Beamten-Überleitungsgesetz festgelegt , tatsächlich entlassen wurden , sondern die österreichische Staatsbürgerschaft zuerkannt bekamen und anschließend durch den „politischen Kabinettsrat“ neuerlich zu Professoren ernannt wurden. Die Weiterverwendung reichsdeutscher Professoren an der juridischen Fakultät nach 1945 , so u. a. auch die von Hans Kreller  – der ohne „innerliche Bindung bei der Partei gewesen“ wäre  –, betraf insbesondere die „historischen Fächer“. Siehe : Margarete Grandner , Das Stu- dium der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien 1945–1955. In : Grand- ner / Heiß / Rathkolb ( Hrsg. ), Zukunft mit Altlasten , a. a. O., 297 f. ; weiters : Vgl. Heiß , Wendepunkt und Wiederaufbau. In : Grandner / Heiß / Rathkolb ( Hrsg. ), Zukunft mit Altlasten , a. a. O., 33 ; zum mas- siven Einsatz Ernst Schönbauer als Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät und be- kennenden Nationalsozialisten bei der Berufung von Planitz siehe insbesondere : Oliver Rathkolb , Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien zwischen Antisemitismus , Deutsch- nationalismus und Nationalsozialismus 1938 , davor und danach. In : Heiß et al. ( Hrsg. ), Willfährige Wis- senschaft , a. a. O., 204 f. 1492 ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , 2C1  – Disziplinarkammern , Sonderkommissionen , 1945–1958 , Ktn. 378 , Z. 4115 / III / 4a / 45 , Rundschreiben Unterstaatssekretär Lugmayers an die Rektorate der wissen- schaftlichen Hochschulen , 18. August 1945. Vgl. auch Vgl. Reinhold Knoll , Die Entnazifizierung an der Universität Wien. In : Meissl ( Hrsg. ), Verdrängte Schuld  – verfehlte Sühne , a. a. O., 277 f. 1493 In der hausinternen Chronik , die Ober-Staatsbibliothekar Dr. Otto Guglia  – seit 1945 Leiter der Amts- bibliothek des Bundesministeriums für Unterricht  – für die Jahre 1948–1953 angelegt hat , heißt es zu Skrbensky als „typische[ m ] Vertreter der österreichischen Hocharistokratie“: „Auch die , die ihn gut zu ken- nen glaubten , überraschte er manchmal durch seine Unberechenbarkeit und nicht selten auch durch seine Skurrilität , beides wohl Symptome eines alten und hochgezüchteten Stammes. In diesem Zusammenhang mag hervorgehoben werden , daß Skrbensky in Hochschulkreisen vielfach den Beinamen „der rote Baron“ führte : ein bezeichnender , aber nicht ganz treffender Ausdruck , denn er berührte mehr die Peripherie als den Kern der Erscheinung Skrbenskys. Sein oben geschildertes Verhalten im Verkehr mit der Umwelt ließ ihn , der im Grunde ebenso konservativ empfand wie die Schicht , aus der er stammte , manchmal mit poli- tischen Äußerungen kokettieren , die bei ihm vor allem bezweckten , zu verblüffen.“ Zit nach : Chronik des Bundesministeriums für Unterricht seit dem Jahre 1948 [ bis 1953 ] , o. O., o. J., hier : 1952 , 6 ( ohne Pagina ); an dieser Stelle danke ich meinem Kollegen Mag. Robert Stumpf herzlich für die Überlassung einer Kopie ; diese befindet sich heute im Bestand des Österreichischen Volkshochschularchivs. 1494 Für die Sonderkommission I. Instanz an der Universität Wien wurde jedoch nur der „Senat III“ im Einvernehmen mit der Gewerkschaft bestellt. ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , 2C1  – Disziplinarkam-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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