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4. „The democratic way of life in Austria“
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hervorgeht , die zusätzlich dazu aufgefordert worden waren , entsprechende Namenslisten zu-
zusenden
– die Antworten trafen erst über einen Monat später ein
–, waren von der Sonder-
kommission ( Senat II und III ) an 37 Universitätsinstituten in Summe nur 13 Personen nega-
tiv beurteilt worden ,1504 und diese waren
– bis auf einen Fall
– auch alle bereits entlassen.1505
Womöglich um dem spürbar zunehmenden Druck auf die Universitäten durch eine po-
sitive Entlastungsstrategie im Sinne einer ‚Flucht nach vorne‘ etwas Wind aus den Segeln
zu nehmen , startete das Unterrichtsministerium unter dem Titel „Rotbuch gegen den Na-
ziterror“ ein Dokumentationsprojekt , im Zuge dessen „alle erreichbaren Unterlagen über
den Abwehrkampf Österreichs gegen den Nazismus , über die NS-Okkupation und die
Gleichschaltung , über den Naziterror sowie über die österreichische Widerstandsbewegung“
an den Universitäten zusammengetragen werden sollten , um so unter anderem die „zur Ab-
wehr des Nationalsozialismus getroffenen Massnahmen“1506 schließlich in einer Edition
vorzulegen. Die Ausbeute war aber , trotz einzelner spannender Berichte über Vorkomm-
nisse an Instituten ,1507 eher gering
– wodurch das Vorhaben schließlich im Sande verlief.
1947 , 3. Siehe auch : Arias , Die Medizinische Fakultät von 1945 bis 1955. In : Grandner / Heiß / Rathkolb
( Hrsg. ), Zukunft mit Altlasten. Die Universität Wien 1945 bis 1955 , a. a. O., 33.
1504 Dies betraf folgende Institute : II. Physikalisches Institut ( 4 ), Universitätssternwarte ( 1 ), II. Chemisches
Labor ( 1 ), Österreichisches Institut für Geschichtsforschung ( 1 ), Mineralogisch-petrographisches Insti-
tut ( 1 ), Musikwissenschaftliches Institut ( 4 ), Institut für Lebenswirtschaftskunde ( 1 ). UAW , Dekanats-
akten der Phil. Fakultät , Zl. 1058–1945 / 46.
1505 Dies bedeutet , dass die auf Basis des Verbotsgesetzes stattgefundenen Enthebungen ( Reichsdeutsche ,
„Illegale“, NSDAP-Mitglieder etc. ) bereits zuvor bzw. durch den „Liquidator“ stattgefunden haben , und
die Praxis der Sonderkommission I. Instanz im Unterrichtsministerium primär darin bestand , Wieder-
einstellungsansuchen ( positiv ) zu behandeln.
1506 UAW , Dekanatsakten der Phil. Fakultät , Zl. 1300–1945 / 46 , Rotbuch über den Naziterror. Beschaffung
von Unterlagen , 20. April 1946.
1507 So zum Beispiel der Bericht des Assistenten am I. Chemischen Laboratorium , Otto Hoffmann-Ostenhof ,
der gemeinsam mit Kurt Horeischy und Hans Vollmar
– in Kontakt mit der Widerstandsgruppe um Major
Carl Szokoll – für Sprengkommandos Chemikalien aushändigte und u. a. auch versuchte , die Zerstörung
wertvoller Instrumente zu verhindern. Beim Versuch , Prof. Jörn Lange ( 1903–1946 ), seit 1942 ao. Profes-
sor für physikalische Chemie , am 25. April 1945 , mit Unterstützung des desertierten Polizeiwachtmeisters
und Widerstandskämpfers Slama , an der Zerstörung des Elektronenmikroskops zu hindern – dieser Akt
erfolgte auf Weisung des Prorektors Viktor Christian
–, wurden beide , Horeischy und Vollmar , von Lange
erschossen. Vgl. auch : Ein Naziprofessor vernichtete Elektronenmikroskop , und mordete zwei Menschen.
In : Neues Österreich , Freitag , 27. April 1945 , 2 ; weiters : Der Mordprozeß gegen den Naziprofessor Lange.
In : Neues Österreich , Freitag , 27. April 1945 , 2. Teile des kriegswichtigen Elektronenmikroskops waren zu-
vor vom Direktor des Instituts Ludwig Ebert bereits nach Strobl / Wolfgangsee verfrachtet worden. Im Kel-
ler des I. Chemischen Instituts in der Währingerstraße 39–42 befand sich zudem die Kontaktstelle der seit
Oktober 1944 existierenden Widerstandsgruppe „Tomsk“, eine Gruppe , die , wie Pfefferle / Pfefferle eruier-
ten , aus „Widerstandskämpfern , politisch Verfolgten , Deserteuren , ‚Wehrunwilligen‘ und jüdischen Men-
schen“ bestand , darunter „auch der Chemietechniker und spätere Bestsellerautor Johannes Mario Simmel“.
Kurzfristig von der Polizei festgenommen , wurde der fanatische Nazi und „Werwolf-Befehlsempfänger“
Lange jedoch entlassen , sodass es ihm gelang , das Elektronenmikroskop schließlich doch noch mit Ham-
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741