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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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375 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Othmar Spann und Reinhold Lorenz ,1590 die m. E. eingesperrt gehörten , früher wieder im Amt und Würden sein werden , als etwa ich auch nur habilitiert“1591  – immerhin hatte Winter bereits im Jahr 1929 versucht , sich im Fach Soziologie an der Universität Wien zu habilitieren. Nach Winters eigenen Angaben , die Holzbauer anhand des originalen Habilitationsak- tes1592 im Detail verifiziert hat , scheiterte er mit diesem Vorhaben trotz Unterstützung von Kardinal Piffl und seinem Lehrer Hans Kelsen an seinem universitären und politischen Gegenspieler Othmar Spann , der seit 1. Mai 1933 illegales NSDAP-Mitglied war.1593 Trotz mehrfacher Bemühungen und Anläufe wurde das Habilitationsgesuch des kompromisslo- sen „Anschluss“-Gegners1594 vom deutschnational dominierten Fakultätskollegium verzö- gert , ignoriert und letztlich verhindert. Im amerikanischen Exil in New York nahm Winter in seinem an den amerikanischen militärischen Geheimdienst Office of Strategic Services ( OSS ) adressierten Lebenslauf , worin er sich als Experte für die Geschichte und Psycho- logie des Deutschen Nationalismus sowie als Kulturhistoriker zur Mitarbeit empfahl , zur Verhinderung seiner Habilitation an der Universität Wien folgendermaßen Stellung : “After I received my Doctors’s degree , I intended to become ‘Privatdozent’ at the Juridical Fac- ulty of the University of Vienna , but was checked in my hopes by the ruling group of professors 1590 Tatsächlich erfolgte bereits im Dezember 1945 eine Unterschriftenaktion für die Wiedereinsetzung Reinhold Lorenz’. Vgl. Volkstimme , 15. Dezember 1945 , 2. 1591 Österreicher im Exil. USA 1938–1945 , a. a. O., 727. 1592 Durch Zufall hat der Habilitationsakt der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät den Bomben- treffer des juridischen Dekanats überdauert , da , wie Holzbauer anführt , dieser noch im März 1938 von Unterrichtsminister Oswald Menghin in der Zeit des zweitägigen Kabinetts unter Arthur Seyß-Inquart angefordert und dem Unterrichtsministerium übergeben worden sei. Von hier gelangte der Akt offenbar in die Hände Winters , der im US-amerikanischen Exil bereits über die Unterlagen verfügte , die darin enthaltene Information interessanterweise aber weder gegenüber amerikanischen noch gegenüber öster- reichischen Stellen ausspielte. Dies , obwohl Winter in einem 1942 verfassten Lebenslauf , den er auch an das Department schickte , darauf hinwies : „By some strange coincidence I was able to procure from the disbanding Austrian Ministry of Education after March 1938 the entire file of official documents con- cerning my application and its refusal , which still is in my hand.“ Siehe : Ernst Karl Winter , Curriculum Vitae , beigelegt einem Schreiben an James Riddleberger , Department of State , Washington D.C. vom 5. März 1945. DÖW 21. 011 / 11 , 1. Der Akt befindet sich heute laut Holzbauer im Familienarchiv im schweizerischen Sargans. Vgl. Holzbauer , Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ), a. a. O., 162. 1593 Vgl. dazu Gertraud Resele , Othmar Spanns Ständestaatkonzeption und politisches Wirken , Dipl.-Arb., Univ. Wien 2001 , 786 ff. ; weiters : John Haag , Othmar Spann. 1878–1950. In : Research Guide to Euro- pean Historical Biography. Vol. 8 , Washington D.C. 1993 , 4651–4662 ; Klaus-Jörg Siegfried , Universa- lismus und Faschismus. Das Gesellschaftsbild Othmar Spanns , Wien 1974 , 152 f. 1594 Sowohl mit dem Programm des von ihm 1930 gegründeten und geführten Gsur-Verlages , den von Win- ter ab 1933 herausgegebenen Wiener Politischen Blättern , dem publizistischen ‚Organ‘ der „Österreichi- schen Aktion“ als auch mit den politischen Integrationsbemühungen der „Aktion Winter“ hatte sich Winter öffentlich als strikter und vehementer Gegner von „Anschluss“-Denken und Nationalsozialismus deklariert. Vgl. Holzbauer , Ernst Karl Winter und die Legitimisten , a. a. O., 43 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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