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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 376 ( Gleispach , Hold , Hugelmann , Schönbauer , Schwind , Spann , Voltelini ), who were pro-Nazis. They were so powerfully entrenched in the University of Vienna long before 1938 , that they were able to prevent my appointment simply because they were aware of my political opposi- tion to the ‘Anschluss’ , an attitude which they regarded as ‘Volksverrat’.”1595 Mit Bezug auf eine angeblich 1936 angefertigte Abschrift des seinerzeitigen Berufungsver- fahrens erinnerte man sich nach 1945 universitätsintern bezeichnenderweise an einen völlig anderen Verlauf des Habilitationsprozederes. Das Dekanat der Universität Wien sandte diese Abschrift , die den Brand überstanden hatte , Ende Februar 1946 an das Unterrichtsministeri- um.1596 Dem Wortlaut des Schriftstückes nach habe die damalige Habilitierungskommission dem Bewerber Winter , der , quasi in arbeitseifrigem Überschwang , gleich drei Habilitations- schriften eingereicht habe ,1597 in der Sitzung vom 20. Mai 1935 die Venia legendi einstimmig 1595 U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationalities Branch Files 1942–1945. INT–4AU–159 , Ernst Karl Winter an Office of Strategic Services , 15. August 1942 , Curriculum Vitae , a. a. O., 1. 1596 Das Original des Habilitationsansuchens Ernst Karl Winters und die anschließende Korrespondenz war jedenfalls im Jahr 1946 nicht mehr auffindbar , da dieser  – so wurde an der juridischen Fakultät der Universität Wien gemutmaßt  –, mit den anderen Dekanatsakten verbrannt sei. Lediglich eine Sach- verhaltsdarstellung , die 1936 an das damalige Bundesministerium geschickt worden sei , fand sich 1946 in einer Abschrift , die allerdings nicht nur die Querelen zwischen Othmar Spann und Winter völlig unerwähnt lässt , sondern darüber hinaus den tatsächlichen Verlauf des Habilitationsansuchens bezie- hungsweise dessen schlussendliches Scheitern inhaltlich-sachlich vollständig ins Gegenteil verkehrt. Vgl. UAW , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , Dekanat der Universität Wien an das Bundesministerium für Unterricht , Dek. Zl. 372 aus 1946 , 28. Februar 1946 , Abschrift Zl. 1 aus 1936. 1597 Am 24. Mai 1929 hatte Winter erstmals um Erteilung der venia legendi für „Allgemeine Gesellschafts- lehre“ angesucht und zwar unter Vorlage der Schrift „Die Sozialmetaphysik der Scholastik“. Die Habi- litationskommission , die aus den Professoren Hans Voltelini , Hans Kelsen , Gustav Walker , Ferdinand Degenfeld-Schonburg und Ernst Schönbauer bestand , habe ihre Sitzung jedoch vertagt , nachdem Kel- sen erklärt haben soll , man möge die Erscheinung einer soeben in Druck gehenden größeren Arbeit Winters abwarten. Winter selbst habe am 8. Oktober 1929 Professor Alexander Hold-Ferneck gebeten , seine Habilitation ruhen zu lassen , da er an einer neuen Schrift arbeite ; die neugefasste und zugleich erweiterte Arbeit über Platon habe Winter dann zusammen mit weiteren Veröffentlichungen bereits am 5. Mai 1930 vorgelegt , mit der Bitte um Weiterführung seines Verfahrens. Im Mai 1930 habe Prof. De- genfeld nach einer Kommissionsbesprechung die Aufgabe übernommen , „Dr. Winter zu eröffnen , dass ein öffentlich abgegebenes klares und deutliches Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschaft seine Habilitierung möglicherweise erleichtern würde.“ UAW , Personalakt Ernst Karl Winter , Habilitati- onsakt , Zl. 1–1936 , 1.UAW , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , Dekanat der Universität Wien an das Bundesministerium für Unterricht , Dek. Zl. 372 aus 1946 , 28. Februar 1946 , Abschrift Zl. 1 aus 1936 , 1 ff. Winter kam dieser Aufforderung nach , indem er eine Veröffentlichung über den „paternalen Staat“ aus der Zeitschrift für öffentliches Recht gemeinsam mit einer persönlichen Nachbemerkung nachrei- chte , die „geeignet“ schien , „jene Bedenken gegen seine Habilitierung zu zerstreuen , die aus der Art und Weise , wie er seine politischen Meinungen geäußert hat , sich ergeben.“ Das Verfahren sei dann aber neuerlich auf Bitte Winters gestoppt worden , da dieser zunächst gegenüber dem damaligen Dekan Prof. Gustav Walker , dann im Jänner 1932 in einem schriftlichen gestellten Ersuchen , die Einreichung
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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